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Da geschah Etwas, das mit einem Schlage über die nächste Zukunft Else's entschied. Es kommt oft so im Leben, oft wenn man gar nicht zum Entschluß kommen kann, greift ein Ereigniß ein und zeigt den Weg, den man zu gehen hat.

Else's Oheim, der im Nachbardorfe am Kirchthurm eine Maurerarbeit vorhatte, stürzte mit dem Gerüst zusammen und wurde mit schweren Verletzungen und zerbrochenen Beinen nach Hause gebracht. Klaus und Grete waren in der Stadt in Arbeit, Elfe war frei und sie zog so­fort in die Kammer, in des Oheims Wohnung, um ihn zu pflegen. Es geschah dieser Umzug fast um dieselbe Zeit, da der Graf mit feinen Kin­dern sich auf die Reise begab. Der Abschied war dadurch Elfe erleichtert, denn die Theilnahme für den armen Oheim und der Gedanke, daß sie ihm eine Hilfe sein könne, beschäftigten sie, sie dankte dem lieben Gott, daß sie im richtigen Augenblick ihres Dienstes entlassen worden war, um die Pflichten einer Tochter übernehmen zu können.

Elfe wird sich wundern, wie's sich lebt bei'm armen Maurer," sagte Grete, als sie zugleich mit der Nachricht, welches Unglück ihren Vater betroffen, auch erfuhr, daß Elfe ihn pflegen werde,Elfe ist bei den Grafzwillingen gehörig verwöhnt worden, sieben Jahre lang."

Das Mädchen war allerdings verwöhnt, doch nicht in dem Grade, wie Andere es sich dachten, ihr Wohlleben hatte auch mehr dem geistigen Verkehr gegolten, die Kinder Martha und Maria hielten ihre Mahlzeiten in den ersten Jahren im Kinderzimmer, später mit ihrem Vater an feiner Tafel; Elfe stand dabei hinter ihren Stühlen und machte die Bedienung, welche die Kleinen bedurften, sie selbst genoß ihre Mahlzeiten mit der übrigen Dienerschaft in der Küchenstube. Allerdings war das Essen gut, aber schlecht brauchte ja auch der Maurer nicht zu leben, Elfe konnte einen guten Kaffee kochen und Fleisch und Gemüse verstand sie auch gut zu bereiten, sie hatte manchen Handgriff in der Schloßküche abgelernt, denn als Kindermädchen und Dienerin der vornehmen Kinderfrau hatte , sie gar oft in der Küche zu thun gehabt. Elfe nahm in die Maurer­wohnung ihren Bücherschatz wieder mit, den sie bei ihrem Austritt aus derselben vor Jahren mit in das Grafenschloß hinübergenommen hatte, ihre Bibel, Schilling's Naturgeschichte und ihre Märchensammlung; die Bibelbilder von Schnorr und die schön illustrirten Märchen, die den Kindern gehörten, wurden diesen mitgegeben. Elfe hatte auch kein Ver­langen nach dem Besitz dieser kostbaren Werke, sehr schwer aber wäre ihr