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die Trennung von den Büchern geworden, denen sie ihre Bildung und ihr inneres Glück verdankte. Elfe war sich genau ihres Glückes bewußt und sie fühlte auch: das kam von Oben und sie fühlte, daß solch' Glück nicht stolz, sondern demüthig machen müsse und daß es zu wachsen habe, so lange der Mensch lebt. Else besaß auch einen Kasten guter Kleider und einen Kasten Ausstattungswäsche, die sie zum größten Theil vom Grafen bekommen, zum Theil aber auch für ihren Lohn angeschafft hatte; sie kam reich in das Haus des Pflegevaters zurück, denn ein kleines Kapital lag ja für sie auch in der Sparkasse, dies jedoch unter vormund- schaftlicher Aufsicht und diese Aufsicht hatte der Graf selbst übernommen. Else war zwar volljährig, aber der Graf wünschte, daß das Geld, welches ^r mit dankbarem Herzen der treuen Magd, der ersten Erzieherin seiner kleinen Töchter gespart hatte, ihr bleiben solle für spätere Zeit.

Else richtete sich hübsch ein in des Oheims Kammer, sie schmückte sie mit Blumentöpfen aus und mit dem Epheu, welchen sie am Vegräbniß- tage der Gräfin einst für die Zwillinge eingepflanzt hatte. Die Kinder konnten ihre üppigen Epheuranken nicht mitnehmen, Else bekam sie in Pflege und sie zog die Ranken an Bindfaden am Fenster hin und her, daß sie eine Laube bildeten. Freund Gärtner hatte ihr von schönen Gewächsen Ableger gemacht und ihr die Pflege gelehrt, sie, die alle Blumen liebte, versäumte sie nicht. Zwei Kanarienvögel, Eigenthum der Grafzwillinge, welche Else auch in Pension erhalten hatte, hingen in der Epheulaube zwischen den blühenden Topfgewächsen.

Außer dieser schönen Fensterbekleidung war übrigens nichts Schönes in der Kammer, Else's Bett, ihre Kasten und altes Gerümpel vom Oheim; aber Else ordnete alles und deckte Teppichstücke darüber und machte sich ein Waschtischchen zurecht und aus einem der Kasten bildete sie einen Arbeitstisch und stellte ihren Strick- und Nähkorb darauf und ihren lieben - Bücherschatz. An die Wand kamen die Bilder des Grafen und der Graf­zwillinge, und an anderer Stelle die Büste der verstorbenen Gräfin, welche ihr Gemahl in mehreren Exemplaren besessen und daher eine ihrer einstigen Gespielin geschenkt hatte.

Else war indessen nicht viel in ihrer Kammer, sie war meistens um ihren Oheim beschäftigt und an dem kleinen Kochherd in der Hausflur. Der Kranke hatte guten Appetit und es freute ihn, daß Else gut zu kochen verstand und nicht blos keine angebrannte oder verbrannte Speise auftrug, sondern auch etwas Abwechselung in die Mahlzeiten brachte und dtttch