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Dorfmädchen, mit denen sie aufgewachsen war, anders als die jungen Burschen, die auch zugleich mit ihr Kind gewesen. Mit den Mädchen traf sie am Brunnen täglich zusammen, wenn sie Wasser holte und plau­derte lustig mit ihnen, denn Else war ein heiteres Wesen und gar nicht stumm.Sie hatte nicht immer gute Lehren auf dem Präsentirteller," wie einmal eine Vauerdirne lobend von ihr sagte, sie mochte jedoch nicht Dinge reden, die ihr das Blut in's Gesicht getrieben hätten und das wußten die Mädchen ganz wohl. Die jungen Burschen sprachen:Maurers Else ist stolz, weil sie bei den Grafzwillingen vornehmes Gethue gelernt hat;" aber Jeder drängte sich doch gern >zu ihr und hatte für sie den besten Gruß und es konnte Keiner sagen Else grüße stolz zurück, o nein, das wußten sie Alle, Else's Gruß kam herzig aus der Seele heraus, um ihren Mund sah es immer aus wie Lächeln und ihre Augen schaueten auch jeden Menschen gar freundlich an. Es war eigentlich Jeder mit Else zufrieden; Alle hatten aber einen gewissen Respekt vor ihr, wie nicht leicht vor einem anderen Dorfmädchen.

Die Leiden des schwer beschädigten Maurers dauerten lange, endlich aber war er geheilt, er konnte seine Glieder wieder bewegen und wieder auf Arbeit gehen, er brauchte keine Pflege mehr und in seiner Wohnung brauchte auch Niemand Wache zu halten, Else war also abermals frei.

Der Gärtner Andreas war in der langen Wartezeit nicht müßig ge­wesen, er hatte einen Dienst gesucht und da er vom Grafen ein gutes Zeugniß bekam, fand er bald eine gute Stelle in einem benachbarten Dorfe, wo auch am Schloß ein schöner Garten mit Treibhäusern war. Es stand nun seiner Heirath nichts mehr im Wege und Else wollte nun auch ganz gern seine Frau werden.

An einem schonen sonnigen Tage schmückte sich Else mit einem pracht­voll blühenden Myrthenkranze. Der Graf hatte befohlen, man solle für die treue Pflegerin seiner Kinder von seinen Myrthenbäumen die schönsten Zweig­lein zu ihrer Krone hergeben. Am Sonntag war die Trauung, nach dem Gottesdienst, die Kirchgänger blieben noch zum Zuschauen auf ihren Sitzen. Der Pastor hielt eine herrliche Rede, so daß die Leute sagten:So schön hat's Herr Pastor noch niemals gemacht!" Ja, es war sehr schön, was er sagte. Else hatte sich den Trautext gewählt, sie war in's Pfarrhaus gegangen und hatte gebeten, der Herr Pastor möge ihr den Gefallen thun und den Ausspruch Christi, der ihr immer so viel zu denken gegeben, mit anwenden in der Rede, die sie in den Ehestand einführen solle.Ich bin