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der Weinftock, ihr seid die Reben," hieß das Wort, das Elfe so besonders am Herzen lag. Der Pastor erklärte denn auch recht einfach und klar, daß ihn Jung und Alt in der Kirche verstehen konnte, was dies Gleichniß bedeute und er sagte, wer sich als Rebe betrachte sein Leben lang, der könne nicht so leicht abweichen vom rechten Wege, denn wie der Saft des Weinstockes sich seinen Reben mittheile, so theile sich der Geist des Herrn denen mit, die an ihm hingen. Der Pastor bezog dann seinen Text auf das junge Paar, das er einsegnete, er erklärte, welch' heilige Bedeutung die Ehe habe, sie sei nicht blos ein gemeinschaftlicher Verkehr in irdischen Verhältnissen, sondern solle ein gemeinschaftliches Aufstreben zu Gott dem Herrn sein, ein gemeinschaftliches Vorwärtsschreiten zum Reiche Gottes, Eins" sein sollten die Zwei, die sich für's Leben verbinden und besonders Eins im christlichen Bewußtsein, von dem der Trautext rede. Und nun also," sagte der Pastor zum Schluß,nun spricht der Herr zu Euch Beiden, zu Dir Andreas und zu Dir Elfe:Ich bin der Wein­stock, Ihr seid die Reben! Ihr wisset nun, was Ihr Euer Leben lang zu thun habt."

Elfe war eine Frau geworden und die Mittheilungen aus dem Leben eines Mädchens aus dem Volke sind zu Ende.

Ich hatte Frau Schöne's Bericht mit großem Interesse gelesen und mich dabei so aufgeregt,' daß ich an Schlaf nicht denken mochte. Ich blätterte in meinem Reisetagebuche, das nun schon soviel für meine Zwecke Bedeutendes aufgenommen hat. Mein Zweck ist, Frau von Stein's Wunsch zu erfüllen und ihr die unterlassene eigene Reise möglichst durch meine Erfahrungen auf meiner Reise zu ersetzen. Ich soll Institute sehen, die zum Wohle des Volkes gegründet wurden, soll Menschen schildern, welche für das Wohl des Volkes thätig waren und nebenbei soll deutsche, namentlich preußische Geschichte, wo es angeht, als Nahmen meiner Berichte verwendet werden. Ich führe mir meine Aufgabe oft vor, um auf geradem Wege zu bleiben.

Ich habe nun schon von Diakonissenanstalten gesprochen, als ich in Nürnberg von Dettelsau erzählte, ich habe von der Wohlthat gesprochen, welche die billigen Wohnungen in der Fuggerei für arme Menschen sind, ich habe die außerordentlichen Rettungsanstalten von Werner in Reut- lingen geschildert.

Auch die Kinderbewahranstalten, Kleinkinderschulen, habe ich schon, als ich Oberlin und Luise Scheppler schilderte, erwähnt, sie kommen noch-