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berichtet noch von andern Satzarten, welche roth, röthlich, purpurfarben, saffranfarbig ausgesehen hätten.

Da reines Kochsalz weiß wie Schnee ist, so muß man annehmen, daß die Alten die Kunst nicht überall verstanden, reines Salz darzustellen. Das aus dem tarentinischen See gewonnene Salz war schön weiß, und man hielt es. für das beste.

Nachdem uns Plinius viel Interessantes über die verschiedenen Salz­arten seiner Zeit, die Weise der Gewinnung und den Nutzen des Salzes mitgetheilt hat, fährt er fort:Ein behaglicheres Leben kann also wahrlich ohne Salz nicht bestehen, Und es ist ein so nothwendiger Grundstoff, daß man seinen Begriff auch auf die Genüsse des Geistes übertragen hat. Daher nennt man diese Genüsse Salze, und alle Annehmlichkeiten des Lebens, sowie die höchste Fröhlichkeit und die Erholung von der Arbeit lassen sich durch kein anderes Wort besser bezeichnen."

So wurde also der Ausdruck Salz in übertragener geistiger Bedeu­tung für Witz, Verstand und feine Lebensart bei den Römern angewandt. Ein Mensch, gui liebst 8Llsm, d. h. welcher Salz hat, ist bei den Römern ein Mann von Witz und Verstand. Daher sagt Cicero von Cäsar, daß er mit Salz (soll heißen mit feinem Witz und Verstand) und Artigkeit alle besiegt habe (sa-ls et laeetiis 0^683,1' vioit 01 N 1 I 68 ).

Die Feinheit im Denken und Reden war besonders den Athenern (in Attika in Griechenland) eigen, weshalb wir heute noch von einer sinnreichen witzigen Rede sagen:sie war mit attischem Salz gewürzt." Wir fordern daher auch, daß alles, was der Mensch denkt und thut, eum Zrano 83 .Ü 8 , d. h. mit einem Körnchen Salz, mit Sinn und Verstand geschehe.

In übertragener geistiger Bedeutung sagt auch Christus zu seinen Jüngern (Matth. 5, 13):Ihr seid das Salz der Erde. Wo nun das Salz dumm wird, womit soll man salzen?" Unter Salz versteht hier Christus das Gesunde, das Lebendige, das Gegentheil von dem in der Fäulniß der Sünde versunkenen Menschen. So legten auch die alten Germanen dem Salze eine geistige, das Leben erhaltende und Leben spendende Eigenschaft bei. Nach der germanischen Götterlehre leckte die Kuh Audhumbla (d. h. die Saftreiche) in drei Tagen aus den salzigen Eisblöcken einen Mann, schön von Angesicht und groß und stark von Gestalt, der hieß Buri und ward der Stammvater der Götter.