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Jst's erlaubt, mein liebes Schwiegertöchterchen?" fragte der alte, freundliche Herr, indem er mit leisem Finger an die Thür klopfte.

O, komm' nur her, Papachen," rief die junge Frau mit einer recht herzensfrohen Stimme,komm' nur und sieh, wie schön mein Töchterchen schon aus dem Schnabeltäßchen trinken kann! Erst vier Wochen alt und kann das schon! Ist sie nicht geschickt?"

Und der Großvater trat hinzu, beugte sich lächelnd über das Kind und sah ihm zu, wie es trank, und betrachtete lange die kleinen zarten Händchen mit den feinen Fingerchen und rosa Nägeln.

Was trinkt es denn?" fragte der Großpapa.

Fenchelthee und Milch!" war die Antwort.

Da stellte der gute Schwiegerpapa sein Packet, welches er mit beiden Händen vorsichtig gehalten, auf den Tisch, löste behutsam das Seiden- papier ab, zeigte mit dem Finger auf die Rose mit der Knospe auf der Theekanne und sprach:Sieh, das bist Du und Dein Töchterchen!"

Die junge Frau aber war entzückt über das reizende Geschenk und dankte freudig dem guten Papa, der ihr etwas so Schönes mitgebracht. Sie mußte ihm aber versprechen, daß sie die Theekanne täglich für die Kleine benutzen wolle.

Von diesem Tage an stand die gute Theekanne täglich an der Wiege der Kleinen, recht wie eine gute Kinderfrau. Wenn das Kind am Morgen erwachte, so war sie die Erste, die ihm den Labetrunk bot, und wenn es aus dem Bade kam, so stand sie schon mit dem lieben Fenchelthee bereit und wartete, bis man ihrer bedürfen würde. Selbst in der Nacht hatte sie keine Ruhe und war immer dienstfertig.

Das Kind aber sah die schöne Theekanne nicht an, es war noch ein wenig dumm und verstand es noch nicht. Am Taustag aber hatte auch die Theekanne einen Ehrentag. Sie stand aus einem sauber gedeckten Tisch, damit sie gleich zur Hand sein solle, wenn das Kind etwa schreie. Die Pathen aber und Gäste lobten alle die schöne Theekanne und sie ging aus Hand in Hand, und die junge Frau erzählte mit Freude, daß der gute Schwiegerpapa sie ihr geschenkt habe.

So diente die Theekanne lange Zeit Tag und Nacht bei dem Kinde, welches in der Taufe den Namen Dora erhalten hatte. Endlich aber hatte sie in der Nacht Ruhe und kam nur Morgens, Nachmittags und Abends auf den Tisch. Eines Tages saß die kleine Dora auf dem Schoße des Vaters und die Theekanne stand vor ihr auf dem Tische. Da griff sie