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Einmal aber that sie noch mehr als das. Die Kinder waren zufällig einen Augenblick allein im Zimmer. Georg, Dora's kleiner Bruder, wollte sich ein Späßchen machen, welches ihm ohne Aufsicht verboten war: er wollte nämlich mit einem brennenden Wachsstöckchen spielen. Dora wollte es ihm verwehren, er wich mit dem brennenden Lichtchen ihrem blasenden Munde aus und fuhr gerade in ein Puppenkleid, welches Dora auf dem Tische liegen hatte. Es fing Feuer und nun war sein und Dora's Schreck groß. Sie fingen Beide an zu schreien. Dora stieß in der Be­wegung des Entsetzens an die Theekanne und diese merkte auch wahr­scheinlich gleich, was hier zu thun war; sie fiel um und vergoß ihren ganzen Inhalt über die Feuersbrunst. Sie war natürlich sofort gelöscht, aber Georg war dabei der heiße Thee über die Finger gelaufen und hatte ihn tüchtig verbrannt, was ihm auch ganz mit Recht geschah. Wenn er nun in Zukunft etwas Unrechtes thun wollte, pflegte Dora nur zu sagen: Georg, die Theekanne steht auf dem Tische!" Da wurde Georg roth und ließ das Verbotene. Die Theekanne hatte freilich bei dieser Gelegen­heit einen derben Knacks bekommen, ja ein Gebrechen davongetragen, welches sie zeitlebens behielt: es war ein Stückchen von ihrer Schnauze welche doch zugleich ihre Hand war abgesprungen. Dennoch aber blieb sie im Stande, ihren Dienst noch ferner zu versehen. Freilich konnte sie nun nicht mehr im Salon unter den schönen Sachen glänzen; aber sie war ja immer für die Häuslichkeit bestimmt gewesen und da stand sie mehr in Ansehen, je älter sie wurde. Wenn sie Abends auf den Tisch kam, so mußte gleich alles Spielzeug, mochte es noch so wild umher liegen, bei Seite geräumt werden, um ihr Platz zu machen. Alle Kinder kamen herbei und ihre lauten Stimmen schwiegen, während sich die Blicke ver­langend auf die Theekanne richteten, welche würdevoll und gravitätisch Jedem spendete, was er haben sollte.

Aber auch in ernsten Lebenslagen war die Theekanne Theilnehmerin. Der gute Schwiegerpapa, welcher sie zuerst in's Haus gebracht hatte, war vor einiger Zeit mit in die Wohnung seines Sohnes gezogen. Er hatte dadurch die Sorge seiner Kinder, welche ihn in seinem hohen Alter ungern allein wußten, vermindert, und es war dies gerade zur rechten Zeit geschehen, denn als er eines Abends im Kreise der Familie saß, ward er plötzlich von so heftigem Unwohlsein befallen, daß er auf seinem Stuhle vor inneren Schmerzen zusammensank und nicht mehr im Stande war zu sprechen, er vermochte nur noch mit der Hand nach der Theekanne zu

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