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Tannengrün, du Bild der Liebe,

Evig grün, trotz Eis und Schnee! Streckst du aus die treuen Arme Unerkannt im herben Weh?

Sehnst du dich nach Sonnenwärme, Bangst du auch um Frühlingsthau? Nein, du denkst der heit'ren Tage, Hoffst aus Lüfte lind und lau!

Liebend Kind der Treu' und Demuth, Thränen wein' ich deinem Grün; Wohl dem, der des Lenzes wartet, Daß ihm neue Blumen blüh'n!

Stolz erhoben glaubensfreudig, Tief geneigt der Demuth Bild Tannengrün, dir möcht' ich gleichen, Hoffend, liebend, treu und mild!

2. Oeffnet Eure Herzen.

Wenn in ihres Lebens Lenze Aus dem trauten Vaterhaus Kinder früh mit schwerem Herzen Ziehen in die Welt hinaus:

O, verschließt da Eure Thüren, Eure Herzen ihnen nicht;

Denkt, daß ihrer Thränen jede Euch von fernen Lieben spricht!

Sie auch waren frische Rosen In der Kindheit Paradies,

Bis des Elends schwarzes Scepter Hart sie aus dem Eden wies,

Bis am Himmel ihres Lebens Eine dunkle Wolke stand Und sie weit hinweggerissen Von der Mutter Haus und Hand.