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und daß ich auch in Emmelinenstift dieselbe Tante Anna bleiben werde, die einst mit ihrem Pathchen spielte und ihr Geschichten erzählte."

Gretchen blickte vertrauend in Tante Anna's milde braune Augen. Möchte ich Dir immer Freude machen können!" flüsterte sie.

Das wirst Du, mein Herzenskind, ich zweifle nicht daran," er­widerte Tante Anna gerührt.

Jetzt hielt der Zug auf dem Mockrauer Bahnhof. Tante Anna und Gretchen stiegen aus und wurden von mehreren Personen empfangen. Lis- beth und Manschen, Tante Anna's kleine Töchter, hatten die Mama zuerst erspäht, ihnen folgte der Papa und Fräulein Waldmeister.Nun, hast-Du unsere neue Pflegetochter gleich mitgebracht?" fragte Herr v. Klüz freundlich. Ach, da ist sie ja! Willkommen in Mockrau, mein liebes Gretchen."

Er reichte ihr freundlich die Hand, die kleinen Mädchen gaben ihr einen Kuß, dann nahm Tante Anna ihre Hand und führte sie zu Fräulein Waldmeister, einer großen streng aussehenden Dame.Hier ist mein liebes Pathchen Gretchen Helding," sagte Frau v. Klüz,ich kann sie Dir, liebe Dolfy, gleich als eine der Deinen vorstellen, denn sie wird in die dritte Stube kommen und auch in den Stunden meistens zu Dir gehören. Du wirst Freude an ihr haben, ich kann Dir im Voraus sagen, daß sie zu meinen ganz speziellen Freundinnen gehören wird."

Nun, dann mußt Du mich auch als Freundin annehmen," sagte Fräulein Dolfy, indem ein freundliches Lächeln ihr ernstes Gesicht erhellte. Sei mir willkommen in der dritten Stube, mein liebes Kind!" Und sie reichte dem blassen Gretchen, das sie vor Schüchternheit kaum anzusehen wagte, herzlich die Hand. .

Am Bahnhof hielt der Wagen des Herrn von Klüz. Die Gesellschaft setzte sich hinein und schon wenige Minuten später hielten sie vor dem schönen großen Schlosse, auf dem in goldenen Lettern das Wort:Emme- linenstift" zu lesen war. Als sie in das Haus getreten waren, schloß Frau v. Klüz ihren neuen Zögling noch einmal in die Arme. >,Gott segne Deinen Eingang!" sprach sie herzlich.Möchtest Du Dich wohl in meinem Hause fühlen!"

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Nun will ich Dich zuerst mit Deinen Stubengenossinnen bekannt machen," sagte Tante Anna,nachher überhole ich Dich wieder ab, den ersten Abend sollst Du bei mir verleben." Sie führte Gretchen nun nach der dritten Stube. Die zu den Schularbeiten bestimmte Zeit war noch nicht

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