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Zwar machte man dem jungen Herzog den Vorwurf, daß es ihm bei seinen Slawenkämpfen nicht sowohl um die Ausbreitung des Christenthums, als um die Vermehrung seines Reichthums und seiner Einkünfte zu thun sei; damit geschieht aber seinem großen Verdienste um die Erweiterung des deutschen Gebietes kein Abbruch.

Mit dem Tode Kaiser Konrads III. 1152 erfolgte ein wichtiger Um­schwung in dem Geschick des jungen Herzogs Heinrich. Den deutschen Königsthron bestieg sein Vetter Friedrich I. der Rothbart, und dieser be­trachtete es als eine Nothwendigkeit, dem lang dauernden Kampfe zwischen den Häusern der Waiblinger und Welsen dadurch ein Ende zu machen, daß er den Welsen das Entrissene zurückgab. So finden wir fortan lange Jahre hindurch den König aus dem Geschlechte der Hohenstaufen mit dem wölfischen Herzog in bestem Einvernehmen; Heinrich schloß sich rückhaltslos an Friedrich an, nahm an seinen Reichstagen und -Kriegszügen Theil. Baiern konnte der Rothbart freilich dem Freunde nicht alsbald zurückgeben, denn Heinrich Jasomirgott wußte die Entscheidung unter allerlei Vorwän- den hinauszuziehen, und einen Zwang durch Krieg mochte Friedrich um so weniger üben, da er in Italien hinreichend beschäftigt war. So kam es, daß Heinrich allerdings 1154 auf dem Fürstentage zu Goslar das Herzogthum Baiern zugesprochen erhielt; doch erst 1156 verzichtete Jaso­mirgott auf einem Reichstage zu Negensburg in aller Form und gegen glänzende Entschädigung auf Baiern; nun sah endlich der 27jährige Heinrich die beiden Herzogthümer des Vaters wieder in seinen Händen. Er hatte es durch die treue Hilfe, welche er seinem kaiserlichen Vetter Friedrich auf seinem ersten Römerzuge, vor Tortona und im Kampfe gegen die Römer geleistet, redlich verdient.

Damit hatte Heinrich eine ganz außergewöhnliche Stellung gewonnen. Allerdings hatte bereits sein Vater die beiden Herzogthümer besessen, aber nur kurze Zeit und gegen den Willen des Kaisers; jetzt aber befanden sich die Herzogthümer unbestritten in den Händen des jungen Fürsten, welcher sich dadurch zum Range des Mächtigsten nach dem Kaiser erhob, und doch nicht beneidet von diesem, denn Friedrich, nur wenige Jahre älter, war sein Vetter und Freund.Es wurde ihm jetzt," berichtet darauf hindeu­tend sein Geschichtschreiber Helmold,ein neuer Name geschaffen, nämlich Heinrich der Löwe, Herzog von Baiern und Sachsen." Besonders aber in Sachsen bemühte Heinrich sich eine starke Stellung zu erringen, und tritt fortan als der erste der norddeutschen Fürsten auf. Mit gewaffneter