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Heinrich wieder in seiner Hauptstadt Vraunschweig; er fand alles daheim in bester Ordnung.

Es folgen nun einige Jahre friedlicher Thätigkeit, welche sich mit Vorliebe auf kirchliche Dinge richtete; Heinrich begann den Bau des Braun- schweiger Domes von Sanct Blasien; derselbe wurde mit den kostbarsten der mitgebrachten Reliquien ausgestattet, mit anderen die Kirchen zu Hil­desheim, Schwerin und Wismar; die kostbaren aus dem Morgenlande mitgebrachten Stoffe wurden freigebig für Festgewänder der Geistlichen verwandt. Als Friedrich Rothbart im Herbst 1174 abermals nach Italien aufbrach, zog Heinrich nicht mit, obwohl wir ihn in diesen Jahren mehr­fach auf Reichstagen und im nächsten Verkehr mit dem Kaiser finden, ein Beweis, daß das freundschaftliche Verhältniß der Beiden nicht gestört war und Friedrich für zweckmäßig hielt, während der Dauer seiner Abwesen­heit einen zuverlässigen Anhänger zum Schutze der inneren Ruhe des Reiches zurückzulassen. Indeß als nach dem Abbrüche der Friedensunter­handlungen Friedrich fast ohne Heer zu Pavia eingeschlossen war, ließ er an die deutschen Fürsten die Botschaft ergehen, sie sollten ihm eiligst mit ihren Kriegsschaaren zu Hilfe kommen. Aber gerade derjenige, auf dessen Beistand er in dieser Noth zumeist rechnete, sein Freund und Verwandter, Herzog Heinrich von Vaiern und Sachsen, weigerte sich zu erscheinen. Vergeblich waren die Unterhandlungen. Da machte Friedrich noch einen letzten Versuch; er beschloß den Mann, welchen er so hoch erhoben, selbst aufzusuchen. Wo die Zusammenkunft stattfand, steht nicht ganz fest; wie es scheint, hatte Friedrich den Herzog Heinrich nach Chiavenna an der Splügenstraße zur Unterredung beschieden, ging ihm aber, von Ungeduld gequält, über die Alpen bis nach Partenkirchen im südlichen Vaiern, wo Heinrich der Löwe sich gerade damals aufhielt, entgegen. Die denkwürdige Verhandlung wird in die erste Märzwoche 1176 gesetzt. Friedrich mußte sehr der Hilfe bedürftig sein, wenn er dem Unterthanen so weit entgegen kam, aus einem Gebieter ein Bittender ward. Als nun Heinrich sich mit seinem Alter entschuldigte und jede persönliche Betheiligung am Kampfe ablehnte, da, so wird erzählt, fiel Friedrich von übermäßiger Vekümmerung und Sorge übermannt, vor dem ungetreuen Neichsfürsten hilfeflehend nie­der; Heinrich aber blieb unbeugsam, versuchte nicht einmal, seinen kaiser­lichen Herrn vom Boden zu erheben. Die Kaiserin Beatrix aber hieß den Gemahl aufstehen, indem sie sprach:Steht auf, mein lieber Herr, aber gedenkt dieses Tages und auch Gott im Himmel möge desselben gedenken."