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Jordanus dagegen, Heinrichs Truchseß, sprach zu seinem Fürsten:Herr Herzog, heute hat die Krone des deutschen Reiches vor Euken Füßen ge­legen; dereinst werdet Ihr sie Euch auf das Haupt setzen." So berichten die Geschichtschreiber des Mittelalters; es mag bei dieser Darstellung einer ohne Zweifel ganz vertraulichen, nur im engsten Kreise gepflogenen Unterredung manches sagenhaft ausgeschmückt sein; daß aber Friedrich in seiner Bedrängniß vor dem alten Freunde niedergefallen sei, scheint nach dem einhelligen Zeugniß kaum zweifelhaft. Unverrichteter Sache kehrte Friedrich über die Alpen zurück, um wenige Wochen später durch die Schlacht von Legnano alle seine hochfliegenden Pläne der Oberherrschaft über Italien zertrümmert zu sehen.

Es ist viel über die Gründe nachgedacht worden, welche Heinrich etwa zu diesem nicht blos unfreundlichen, sondern auch entschieden ungetreuen Verfahren veranlaßt haben mögen. Friedrich hatte allerdings den Mann, welcher ihm während langer Abwesenheit als die festeste Stütze der hohen- staufischen Herrschaft in Deutschland erschien, durch die größte Rücksicht und Begünstigung verwöhnt. Heinrich erfreute sich einer fast selbständigen Stellung und konnte wohl zu Zeiten träumen, daß die Kaiserkrone ihm dereinst auf dem Haupte ruhen werde. Mit der Geburt von Friedrichs Sohn Heinrich 1165 schwand diese Hoffnung dahin; der Aerger über den selbstverschuldeten Verlust der wölfischen Erbschaft mochte auch dazu bei­tragen, Heinrich zu verstimmen; er war der nutzlosen Züge über die Alpen müde, da er seine Kraft gegen die benachbarten Slawen viel nutzbrin­gender verwenden konnte; zudem war er von erbitterten Feinden umgeben und mußte jederzeit eines Angriffes gewärtig sein. So kam es, daß Heinrich die Hilfe, welche er seinem kaiserlichen Herrn schuldete, ablehnte oder doch von der Abtretung der Feste Goslar abhängig machte, und dazu konnte Friedrich sich nicht entschließen. Die alten Freunde gingen in Unfrieden auseinander, und Friedrich hatte wohl das Recht, den schlimmen Ausgang des langjährigen Kampfes gegen die Lombarden dem Umstände beizumessen, daß er von dem Manne, dem er sich seit zwei Jahrzehnten huldvoll er­wiesen, in bitterster Noth im Stiche gelassen worden war.

Wie Friedrich sich mit dem Papst und den Lombarden verständigte, ist anderweit erzählt worden. Bereits ehe der Kaiser aus Italien heim­kehrte, fingen die Nachbarn den Kampf gegen den Sachsenherzog an, dessen wachsende Macht sie längst mit Neid und Vesorgniß erfüllte; vorab Erz­bischof Philipp von Köln und Bischof Ulrich von Halberstadt. Herbst