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1178 kehrte Kaiser Friedrich aus Italien zurück und beschied Heinrich den Löwen zur Erledigung des Streites auf einen im Januar 1179 nach Worms berufenen Fürstentag; Heinrich erschien nicht, ebensowenig im Sommer zu Magdeburg, wohin er geladen worden. Auf seine Bitte ge­währte ihm Friedrich eine freundschaftliche Zusammenkunft und erklärte sich bereit, gegen Zahlung einer Buße von 5000 Mark seine eigenen Beschwerden fallen zu lassen und den Frieden mit den Reichsfürsten herzustellen; Heinrich der Löwe ging auf dieses Abkommen nicht ein, erschien auch nicht im August auf dem Fürstenlage zu Goslar. Friedrich, wohl um in letzter Stunde den alten Freund auf die ihm drohende Gefahr aufmerksam zu machen, befragte die Versammelten, was einem Reichsfürsten, der dreimal in den gehörigen Formen vor des Kaisers Richterstuhl geladen, nicht erschienen sei, nach Recht und Gerechtigkeit geschehen müsse; und sie er­klärten, daß er der Reichsacht verfallen, aller seiner Ehren, Würden und Lehen zu entsetzen und ein anderer an seine Stelle zu erheben sei. Frie­drich war langmüthig genug, seinen Gegner nochmals auf Mitte Januar 1180 nach Würzburg vorzuladen. Aber auch diesmal erschien Heinrich nicht; nun mußte die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen. Die Fürsten fällten ihr Urtheil: Herzog Heinrich habe sich in der unverhohlensten Weise als einen Feind des römischen Reiches gezeigt, indem er die Vor­ladungen der kaiserlichen Majestät schnöde mißachtet, Kirchen und Geistliche verfolgt und geplündert habe. All sein Besitzthum, Lehen sowohl wie Eigengut, wurde ihm abgesprochen und er selbst in des Reiches Acht erklärt.

Heinrich konnte den vernichtenden Schlag, welcher ihn bedrohte, noch immer abwenden, wenn er die ihm nach Reichsrecht zustehende Frist von sechs Wochen benutzte, um sich durch Unterwerfung der Acht zu entziehen. Aber der stolze Mann verschmähte auch diese Gelegenheit, und so wurde ihm denn im April zu Gelnhausen durch einstimmiges Urtheil der ver­sammelten Fürsten das Herzogthum Sachsen abgesprochen. Dasselbe ward getheilt; die Herzogswürde über Westfalen ward dem Erzbischof Philipp von Köln, die östlichen sächsischen Besitzungen dem Markgrafen Bernhard von Anhalt übertragen; Baiern empfing Pfalzgraf Otto von Wittelsbach.

Im Uebrigen dachte Heinrich der Löwe nicht daran, seine beiden schönen Herzogthümer ohne Kampf in des Kaisers Hände zurückzugeben; doch hatte er es nicht verstanden, sich Freunde zu gewinnen, und so stand er ohne Bundesgenossen dem Kaiser und den Reichsfürsten gegenüber; auch