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König Heinrich II. von England wagte nicht den Schwiegersohn zu unter­stützen. Dennoch verlor dieser den Muth nicht und entwickelte gerade in dieser Zeit der Bedrängniß eine überraschende Festigkeit und Schnellkraft. Er selbst begann den Kampf durch einen allerdings vergeblichen Angriff auf Goslar, schlug an der Unstrut den Landgrafen Ludwig von Thüringen, gewann einen Sieg bei Osnabrück. Friedrich selbst, welcher im Sommer nach Sachsen eindrang, führte den Krieg anfangs lässig genug; dagegen im Sommer 1181 führte er ein starkes Heer bis Lübeck und zwang nach langer Belagerung die wichtige Handelsstadt zur Unterwerfung. Heinrich, welcher nur noch die Feste Stade besaß, sah sich genöthigt, Unterhand­lungen anzuknüpfen; Friedrich beschied feinen Gegner auf den Fürstentag, welcher im Spätjahr zu Erfurt gehalten ward. Tief gedemüthigt beugte hier endlich Heinrich vor dem Kaiser das Knie; sein alter unleidlicher Trotz schien gewichen; nur noch an die Gnade des Kaisers wandte er sich. Friedrich war tief ergriffen; sich vom Throne erhebend, richtete er den Herzog von der Erde auf, umarmte und küßte ihn unter Thränen; gegen­über dem furchtbaren Wechsel des Geschicks vergaß er in edler Theilnahme allen eigenen Groll, sah in dem so schwer verschuldeten Gegner nur den Verwandten, den einst geliebten Freund. Aber nach dem, was geschehen, konnte er nicht verzeihen; hatte er ja doch den Fürsten gegenüber sich eidlich verpflichtet, ohne ihre allseitige Zustimmung nichts für die Wieder­herstellung des Gestürzten zu thun. So ward der frühere Beschluß wieder­holt, doch ihm der ungestörte Besitz seines Erbgutes, Braunschweig und Lüneburg, zugesichert. Ihn ganz unschädlich zu machen, wurde ihm noch die Strafe der Verbannung auferlegt; er sollte nicht eher wieder nach Deutschland kommen, als bis ihn der Kaiser zurückberufen würde; auf die Fürsprache der Könige von England und Frankreich setzte der Kaiser eine dreijährige Dauer der Verbannung fest. Trotzigen Sinnes hatte Heinrich der Löwe das Schicksal herausgefordert und es hatte ihn zerschmettert; er hatte bereits die Kaiserkrone auf seinem Haupte gesehen und seine beiden Herzogthümer verloren, war ein verbannter Mann. Friedrich Rothbart verfuhr in dieser ganzen Angelegenheit mit solcher Bedachtsamkeit und Schonung, daß Heinrich sein Schicksal sich selbst zuschreiben mußte. So lange er dem Kaiser dienstwillig blieb, durfte ihn dieser in solcher Aus­nahmestellung lasten; sobald er sich selbständig und ungehorsam neben den Kaiser zu stellen vermaß, mußte er gestürzt werden.

Sommer 1182 brach Heinrich nach England auf, begleitet von seiner