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Hier stellte er Heinrich dem Löwen die Wahl zwischen drei Vorschlägen frei: entweder sollte sich Heinrich mit einer sofortigen, aber nur theilweisen Wiederherstellung begnügen, auf alles Andere aber feierlich Verzicht leisten, oder den Kreuzzug auf Kosten des Kaisers mitmachen, um nachher ganz in seine Würde wieder eingesetzt zu werden. Wollte er aber beides nicht, so wußte Friedrich keinen anderen Ausweg, als daß Heinrich und sein ältester Sohn gleichen Namens sich eidlich verpflichteten, drei Jahre lang, denn auf so lange Zeit schätzte man des Kaisers Abwesenheit, Deutschland zu verlassen. Heinrich entschied sich sofort für den letzteren der drei Vor­schläge, für die abermalige Verbannung; er leistete mit seinem Sohne den Eid und begab sich Ostern 1189 abermals nach England; im Mai des­selben Jahres zog Friedrich Rothbart nach dem Morgenlande, um nie zurückzukehren.

In England, wo gleichzeitig sein Schwager Richard Löwenherz die Herrschaft antrat, verweilte Heinrich der Löwe nur ein halbes Jahr. In demselben Sommer nämlich ward ihm seine vortreffliche Gemahlin Ma­thilde, welche zur Regierung des Landes zurückgeblieben war, durch einen raschen Tod entrissen. Es war das ein schwerer Schlag für den hartge­prüften Mann, denn Mathilde verband die Milde und Weichheit des Weibes mit einem starken und muthigen, auch in den Dingen der Welt wohlerfahrenen Geiste; treulich hatte sie sein bitteres Schicksal getheilt, in trüben Stunden ihn getröstet', und jetzt ward sie fern von dem Gemahl durch einen raschen Tod hinweggenommen. Daß Heinrich zurück verlangte in sein verwaistes Land, ist erklärlich; daß er heimkehrte vor Ablauf der Frist, war ein offenbarer Eidbruch, um so weniger berechtigt, als Nie­mand sein Land belästigte.

Schon im Herbst 1189 kehrte Heinrich der Löwe nach Deutschland zurück und wandte sich sofort zum Angriff, um die ihm entrissenen Ge­biete zurückzugewinnen. Kaiser Friedrich war fern im Morgenlande, mit ihm des Löwen streitbarster Gegner, Adolf von Schauenburg, Graf von Holstein, der junge König Heinrich befand sich ungerüstet am Rhein. So machte Heinrich der Löwe rasche Fortschritte, nahm Holstein mit Waffen­gewalt in Besitz, belagerte dann die bei Lüneburg gelegene Stadt Varde- wiek, bis zu dem Aufschwungs von Lübeck die bedeutendste Handelsstadt in Norddeutschland; sie hatte sich als Nebenbuhlerin des von Heinrich be­günstigten Lübeck wiederholt auf die Seite seiner Gegner gestellt, dem Ver­bannten beim Abzug nach England das Nachtlager verweigert und den