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gestürzten Herzog auf unwürdige Weise von den Mauern herab verhöhnt. Heinrich nahm Bardewiek durch Belagerung, brannte es nieder, zerstörte es vollständig; nur die Hauptkirche blieb stehen und zeigt noch heute über der Pforte die Inschrift VsstiZia. l-souls, d. h. die Spur des Löwen. Ein stilles Dorf unsern der Niederelbe erinnert jetzt an die vormals volksbe- lebte Handelsstadt. Darauf wandte sich Heinrich gegen Lübeck, welches sich, erschreckt durch das fürchterliche Schicksal von Bardewiek, ohne Wider­stand ergab; dagegen erst nach einmonatlicher Belagerung das feste Lauen- burg an der Elbe.

Ungeachtet der blitzgleichen Schnelligkeit, mit welcher Heinrich der Löwe einen ansehnlichen Theil seines vormaligen Herzogthums Sachsen wieder- erobert hatte, war auch König Heinrich unterdeß nicht unthätig gewesen. Er sammelte ein Heer, welches ihm die zahlreichen Gegner des gefährlichen Sachsenherzogs zuführten; doch gelang es ihm nicht, die Hauptstadt Braun­schweig zu erobern. Im Sommer 1190 aber mußte Heinrich der Löwe sich zu einem Frieden bequemen und seine beiden Söhne Heinrich und Lothar als Geißeln der Treue in des jungen Königs Hand geben, welcher den älteren derselben, Heinrich, auf seinen alsbald begonnenen Römerzug mitnahm.

König Heinrich VI. war damals gewaltig in Anspruch genommen, so daß er sich beeilte, die lästige Angelegenheit glimpflich zu beendigen. Er empfing gerade damals die Nachricht von dem Tode seines großen Vaters, Friedrich des Rothbartes; Unter-Italien, das Erbland seiner Gemahlin Constanze, befand sich in Heller Empörung. Der Feldzug des Jahres 1191 hatte durch den hartnäckigen Widerstand von Neapel und durch das aus- brechende Sommerfieber einen höchst unglücklichen Ausgang. Während König Heinrich in Italien sich abmühte, begann Heinrich der Löwe, unbe­kümmert um das Geschick seiner Söhne, sofort wieder den Kamps in Sachsen und Holstein. Diesmal aber verrechnete er sich; Graf Adolf von Schauenburg war rasch aus dem Kreuzzuge heimgekehrt und schützte nicht blos Holstein, sondern nahm Lübeck und Stade in Besitz; König Heinrich bekam den aus dem Morgenlande heimkehrenden Richard Löwen­herz, den Schwager Heinrichs des Löwen, in seine Gewalt; alle Gegner des jungen heldenhaften Hohenstaufen wurden plötzlich still. Heinrich der Löwe mußte abermals auf die Wiedererwerbung seiner vormaligen Be­sitzungen verzichten und als Bürgen seines Gehorsams seine beiden Söhne Otto und Wilhelm in Heinrichs VI. Hände geben. So ward Sommer 1193 der Friede abgeschlossen und im nächsten Frühjahr fand zu Tilleda