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Solches Ansinnen war der liebenswürdigen Freyja zu stark.

Wild ward Freyja, sie fauchte vor Wuth,

Die ganze Halle der Götter erbebte;

Der schimmernde Halsschmuck schoß ihr zur Erde.

Doch die Sache war mit der Weigerung nicht abgethan, sie war zu wichtig für alle Götter. Ganz Asgard gerieth alsbald in Bewegung.

Bald eilten die Äsen all zur Versammlung,

Und die Asinnen all zu der Sprache;

Darüber beriethen die himmlischen Richter,

. Wie sie dem Hloridi den Hammer lösten.

Da hub Heimdal an, der hellste der Äsen,

Der weise war den Manen gleich:

Das bräutliche Linnen legen dem Thor wir an,

, Ihn schmücke das schöne, schimmernde Halsband.

Auch laß er erklingen Geklirr der Schlüssel,

Und weiblich Gewand umwalle sein Knie;

Es blinke die Brust ihm von blitzenden Steinen,

Und hoch umhülle der Schleier sein Haupt."

Nun war Thor in ähnlicher Verlegenheit als vorhin Freyja. Er, der starke, der ernste Gott sollte sich in Weiberkleider hüllen lassen: das schien ihm zu schimpflich:

Da sprach Thor, der gestrenge Gott:

Mich würden die Äsen weibisch schelten.

Legt' ich das bräutliche Linnen mir an."

Anhub da Loki, Laufeyas Sohn:

Schweig nur, Thor, mit solchen Worten.

Bald werden die Riesen Asgard bewohnen.

Holst du den Hammer nicht wieder heim."

Das sah Jeder ein und auch Thor. Er mußte sich also darein ergeben.

Das bräutliche Linnen legten dem Thor sie an.

Dazu den schönen schimmernden Halsschmuck.

Auch ließ er erklingen Geklirr der Schlüssel,

Und weiblich Gewand umwallte sein Knie;

Es blinkte die Brust ihm von blitzenden Steinen,

Und hoch umhüllte der Schleier sein Haupt.