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und er verließ uns nicht. Unser Lebensgang wurde in nichts unterbrochen. Es kam aber der Befehl vom Ortsrichter, es sollten binnen 24 Stunden alle fremden Personen das Dorf räumen. Ich ließ antworten, daß wir vom Großherzog und Staatsministerium Genehmigung für unsere Anstalt besäßen rc. Der Bote ging, kam aber bald wieder und brachte alle Hei- mathscheine und den wiederholten Befehl des Bürgermeisters, es hieß, unsere Staatsgenehmigung gehe ihn nichts an, es gäbe keinen Großherzog

und kein Staatsministerium mehr!"-Nie werde ich den

Augenblick vergessen, da ich Pfarrer Mann in Leutesheim die Hand reichte, gewiß überzeugt, daß wir Beide hier unsere Mission beendigt hätten. Da auch sie in Gefahr standen, so wurde beschlossen, daß er Mittags seine Frau und Kinder nach Baden zu seiner Schwiegermutter bringen wolle. Ich sagte zu den Anstaltsschwestern: Meine Lieben, Ihr wißt wie alles steht; wir sind in der Hand der rohen Gewalt. Gehe Jede in ihre Heimath bis der Aufruhr und Krieg vorüber ist, dann kommt Ihr wieder, so der Herr will. Da antworteten sie, sie hätten schon verabredet, daß sie sich nicht von uns trennen würden, sondern alles mit uns theilen, da sie ja der Herr zu uns geführt, Ihm zu dienen. Dies einfache Wort war mir entscheidend: Nun so ziehe ich mit Euch, denn hier können wir nicht bleiben, wohin? weiß Der, der Alles in seinen Händen hat. Ich be­stellte sogleich zwei Wagen auf ein Uhr Mittags. Mittlerweile war es im Dorfe bekannt geworden, der Hof füllte sich mit Müttern und Kindern. Es war ein überwältigender Augenblick, als ich zum letzten Male unter ihnen stand, noch einmal mit ihnen betete, sie ermähnte nicht zu vergessen, was ich ihnen gelehrt, und besonders den lieben Heiland zu bitten, daß er fromme Kindlein aus ihnen mache. Die Kinder wußten nicht, wie ihnen geschah und sahen uns stumm und verduzt an; die Mütter weinten. Wir nahmen nun Jedes das Notdürftigste für einige Tage, setzten uns noch einmal an den langen Tisch, um gemeinsam etwas zu essen; ich gab Jedem ein Stück Brod und Fleisch in die Tasche; wir lasen noch den 90. Psalm, riefen den treuen Heiland um seinen Schutz und Segen an, über­gaben unserem Gehilfen die Aufsicht über die Häuser und schieden nun, auf zwei großen Leiterwagen sitzend, um zur Eisenbahnstation zu

fahren."-Am letzten Jahresfeste war die Pflugwirthin aus

dem kleinen Dörfchen Langenwinkel in unserer Anstalt und gewann eine solche Liebe für diese Pflege der Kinder, daß sie zu mir sagte, solche An­stalt möchte sie in ihrem Dorfe und Hause haben und wenn wir je ein-