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mal hier wegzögen, sollten wir zu ihr kommen, sie hätte ein. großes Haus, welches man mit wenig Kosten ausbauen könne."

Mutter Jolberg und die Schwestern fuhren mit der Eisenbahn nach Appenweier, sie wollten nach Dinglingen und von dort aus einen Boten an die Wirthin im Pflug schicken, um sich anmelden zu lassen. In Appen­weier, wo sie auf den Zug, der sie mitnehmen sollte, lange warten mußten, sangen die Schwestern ihre hübschen Lieder. Da trat ein Bauer aus dem Schwarzwald zu Mutter Jolberg heran und vertrauete ihr, er gehe mit seinen Kameraden nach Karlsruhe, denn er habe den Auftrag des Groß- herzogs Schloß anzuzünden. Mutter Jolberg erwiderte ihm:Ei, wisset Ihr denn nicht, lieber Mann, daß es eine große Sünde ist seines Fürsten Schloß anzuzünden? Wenn ich Euch rathen darf, so gehet nur schnell wieder hinauf in Euren Schwarzwald!" Sie redete ihm so ernstlich in's Gewissen, daß der Mann sagte:Nun, wenn Sie's so meint, so wollen wir wieder heimgehen." In Langenwinkel wurde Mutter Jolberg mit den Schwestern von der Pflugwirthin jubelnd begrüßt; es war zwar seit einem Jahre schon eine Kinderpflege im Dorfe, aber die Hergeflüchteten wurden doch gern aufgenommen. Mutter Jolberg fuhr nach Nonnenweier zu Pfarrer Rein, um sich mit ihm zu berathen, dieser empfahl ihr, da auch in Nonnenweier große Aufregung war, vorerst in dem kleinen unbe­achteten Langenwinkel zu bleiben. Sie schrieb über diese Zeit:Es wur­den uns Gaben zugesendet, um uns hier einstweilen ansiedeln zu können, Pfarrer Nein nahm sich unser an und kam alle Woche von Nonnenweier herüber und gab uns eine Bibelstunde."Endlich hatte der Herr der Heerschaaren Gnade und Sieg gegeben, die Preußen, deren König das Zeugniß abgelegtIch und mein Haus wollen dem Herrn dienen", waren erwählt auch bei uns den Frieden wieder herzustellen."Alles athmete frei auf und in Folge dessen fingen auch wir an wieder an eine festere Niederlassung zu denken; nach Leutesheim aber kehrten wir nicht zurück, weil unsere Anstalt an Ausdehnung sehr gewonnen hatte und die Räum­lichkeiten dort nicht groß genug gewesen wären."

Zwei Jahre blieb Mutter Jolberg mit ihrer Anstalt in Langenwinkel und fühlte sich wohl dort, dann aber bezog sie das Schlößchen in Nonnen­weier und hier erweiterte sich ihr Wirkungskreis besonders, es wurde eine große Zahl junger Mädchen als Kleinkinderlehrerinnen ausgebildet und aus ihr Arbeitsfeld ausgesandt, Nonnenweier aber blieb derselben Heimath, ihr Mutterhaus.

T.-A. xx.

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