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sogar nach Neapel wurde eine derselben erbeten für die Kinder der dort lebenden Deutschen. Eine besondere Freude war für sie die unter ihrer Leitung entstandene Anstalt in Großheppach in Würtemberg, mit der eben- falls ein Mutterhaus zur Bildung von Lehrerinnen verbunden wurde. Mit welcher Liebe und Demuth Mutter Jolberg als Leiterin der Anstalten den Schwestern gegenüber stand, läßt ein bedeutungsvoller Ausspruch durchschauen, der sich in einem ihrer Neujahrsgrüße befand, er lautete: Es ist uns in diesem reichen Leben, als ob die Zeit schneller dahin eile als früher und bei diesem raschen Umschwung steht ernst die Frage vor der Seele: warst Du treu? Liebe Schwestern, welche von uns, die wir doch nur so kleine Fußwegbereiter sind, damit die kleinen Kinder keine so großen Umwege machen müssen, um auf den rechten Weg zu kommen, welche von uns kann sagen: Ich war treu!"

Mit dieser wichtigen Frage, die nicht nur die Anstaltsschwestern, son­dern die jeder Mensch an sich zu richten hat, möchte ich die Erinnerung an Mutter Jolberg schließen, ich habe nur noch Weniges zu sagen. Als sie, die gewiß treu war, sich krank, zum Sterben krank fühlte, erwählte sie ihre Nachfolgerin, eine ihr sehr liebe Schwester, Fräulein Caroline Jm- Thurn, Tochter des Hauptmannes und Cantonsrichters Herrn Jm-Thurn zu Schaffhausen. Am 5. März 1870 ging sie dann in das ewige Leben hinüber, sie istheimgegangen" ist ein lieblicher Ausdruck für das Sterben. Mutter Jolbergs treu und liebend berichtender Biograph sagt, sie hat sich heimgeschlafen", wie sie sich es stets wünschte, denn sanft schlummernd hörte sie auf zu athmen.

Von meinem Aufenthalte in Nonnenweier habe ich nicht viel zu sagen, ich wage nicht zu berichten, da mir nur ein einziger Tag gegeben ist; um in das wohlthuende Getriebe hier näher einzudringen, müßte ich längere Zeit hier leben, man wird bei flüchtiger Anschauung leicht zu nicht ganz richtigen Angaben verleitet. Lieblich ist. der Eindruck, den ich im Ganzen hier empfing.Friede sei mit Euch!" hieß der Gruß Christi an seine Jünger, als er als Mensch unter Menschen lebte.Friede sei mit Euch!" hat der Herr den Bewohnern des Schlößchens in Nonnenweier auch zu­gerufen, so scheint es. Still und friedlich wird vom Morgen bis Abend das Tagewerk hier vollbracht, viele thätige Hände arbeiten geräuschlos und heitere Gesichter reden von innerer Freudigkeit. Einfach, ohne allen Luxus ist das ganze Haus ausgestattet, einfach ist das Leben darin.

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