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Fräulein Caroline Jm-Thurn thut wohl in ihrer Erscheinung, ihrem stillen Wesen, das stehende GebetFriede sei mit mir!" leuchtet aus ihren Augen.

Wer eine Anstalt errichten will zum Besten der kleinen Kinder, zur Bildung von Lehrerinnen für sie, der möge Nonnenweier aufsuchen und den Geist daselbst kennen lernen.

Auf der Reise.

Meine Reise führt mich jetzt schneller vorwärts, ich glaube bald zum Schluß. Die liebe Frau v. Stein schrieb mir kürzlich; vielleicht treffe ich mit ihr an einem der Orte, die ich zu berühren habe, mit ihr zusammen, bestimmt ist darüber noch nichts. Auf dem Bahnhöfe in Dinglingen sah ich nochmals das freundliche Ehepaar Schöne, und die gute Frau wieder­holte ihr Versprechen, daß sie mir nächstens noch mehr aus Else's Leben erzählen werde, sie ist mit dem Schlußaufsatz bald fertig.

Während der Fahrt auf der Eisenbahn machte ich abermals eine Be­kanntschaft, die mich sehr anzog, ich habe Glück mit alten Herren. In der Wagenecke saß wieder ein ältlicher Herr wie damals Herr Rath K. v. S. Er war mittheilend und Alles was er sagte, bewegte mich. Nonnenweier und sein Schlößchen brachte uns bald in's Gespräch. Der alte Herr hat Mutter Jolberg persönlich gekannt und er hat es sich zur Lebensaufgabe gestellt die Kleinkinderschule, wie sie Vater Oberlin in's Leben gerufen, mehr und mehr verbreiten zu helfen. Er sprach so eifrig für diese Sache, als hänge das Heil der Welt davon ab, er meinte, wenn in der Kindesseele sich die Liebe zum Heiland festwurzele, dann werde sie wirken ein langes Leben hindurch. Der Herr erzählte auch, daß man jüngst einen Verein für die bedeutungsvolle Angelegenheit gegründet habe, dem man den Namen Oberlin-Verein gegeben, und ihm sei es Gewissenssache demselben Freunde zu werben. Während der alte Herr eifrig redete und wir Anderen im Coups aufmerksam zuhörten, waren wir zu einem Haltepunkt gekommen, der des alten Herrn Reiseziel war, der Zug hielt, er sollte aussteigen. Da öffnete er schnell noch seine Reisetasche und mehrere Broschüren er­greifend, vertheilte er sie unter uns, auch ich erhielt eine derselben. Der Titel der Schrift heißt:Die christliche Kleinkinderschule, ihre Entstehung und Bedeutung, herausgegeben vom Johanniter Freiherrn v. Bissing."*

Verlag von Ernst Bredt, Leipzig.