459

die herangewachsenen Töchter des Schloßherrn getreten, ja, hätte Elfe nicht zwei eigene Kinder ihnen vorzustellen gehabt, sie hätte vergessen können, daß aus den kleinen Mädchen junge Damen geworden waren. So stand es um Else's Liebe; aber sie vergaß daneben nicht, daß Maria und Martha die Kinder des Schloßherrn waren und sie nur die Gärtnersfrau, denn das ist die rechte Liebe, welche äußerer Verhältniße ungeachtet, ja diese in Ehren haltend, ihre Wärme beibehält. Von großem Werth war es, daß Miß Box, die neue Gesellschafterin und Lehrerin, die Lage der Dinge schnell richtig auffaßte, sie war eine erfahrene ernste Person, sie ließ den ihr anvertrauten Zöglingen viel Freiheit, beobachtete nur aus der Ferne und sie gewann dadurch ihre dankbaren Herzen. Die Graf­zwillinge hatten ihre Elfe auch nicht vergessen, sofort bei'm Wiedersehen räumten sie ihr alte Rechte ein, hätte Miß Box in falscher Anschauung dazwischen treten wollen, sie hätte nach allen Seiten hin vielfach weh ge­than und sich selbst großen Schaden.

Höre, Elfe," sagte eines Tages Gärtner Andreas zu seiner Frau, vergiß mir nur über der Freude, mit den Grafzwillingen wieder vereint zu sein, nicht, daß Du jetzt mir gehörst und unseren Kindern, wenn Du Dich immer im Schloß aufhalten wolltest, gäb's Unfrieden zwischen uns, das sage ich Dir."

Aber, Andreas," antwortete Elfe,denke nur nicht, daß ich Dich und unsere Kinder verabsäumen möchte, ich habe Euch ja lieb und pflichtver­gessen will ich gewiß nicht sein. Ich bitte Dich, lieber Andreas, wenn Du mich auf gefährlichem Wege siehst, sage es mir nur gleich, ich will dann gern umkehren. Die Grafzwillinge sind mir, seit sie geboren sind, an's Herz gewachsen. Das that der liebe Gott, daß sie sich mir an's Herz legten und es war eigentlich mein zweiter Eid, den ich vor Gott leistete, als ich's damals den verwaisten kleinen Kindern im Innern ver­sprach, ihnen gleich einer Schwester Johanna zu dienen, kurz vorher hatte ich den ersten Eid gesprochen bei der Konfirmation. Siehst Du, Andreas, einen Eid muß ich halten. Aber ich weiß ja, daß mein dritter Eid Dir galt, daß ich Dir eine gewissenhafte Frau sein muß und daß die Kinder, die uns, Dir und mir, Gott-geschenkt hat, das größte Recht an meine Dienste haben, ich bitt' Dich recht schön, mein lieber Andreas, sage es mir gleich, wenn ich meine Pflicht versäume, es kann ja sein, daß ich's thue; aber mit Willen gewiß nicht, das darfst Du von mir glauben."

Auf die Weise war ein Accord gemacht zwischen den Eheleuten.