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verursachte Martha's Zustand, weil sie, um den verletzten Rücken ruhen zu lassen, gewöhnlich eine liegende Stellung beibehalten mußte, doch war sie kräftig genug, um mit der Schwester in der geistigen Fortbildung gleichen Schritt halten zu können. Der Pastor war ein alter Bekannter, Maria und Martha erinnerten sich seiner noch und er selbst erkannte in den herangewachsenen Mädchen mit Freude die lieblichen Zwillinge wieder, die er getauft; sie waren wohl verändert durch Jahre, aber doch waren die Züge sich gleich geblieben und die klaren Kinderaugen hatten sich ihnen auch noch erhalten. Es war in Herbartsruh wenig anders ge­worden, die Kinder des Besitzers hatten nach siebenjähriger Abwesenheit sich also gleich wieder heimisch fühlen können, und besonders weil sie Elfe wiedergefunden hatten. Es war dies eine beglückende Fügung: Der junge Gärtner Andreas hatte erst eine Anstellung auf einem Nachbargute gehabt, ein Jahr vor der Rückkehr der Grafzwillinge aber war der alte Gärtner in Herbartsruh gestorben und Andreas hatte dessen viel bessere Stelle erhalten.

Elfe verkehrte aber auch viel mit den Dorfleuten, die Leute hielten sie werth, denn sie hatte bei ihrem früheren Leben im Schloß, als Pfle­gerin der Grafzwillinge unter Leitung der verständigen Kinderfrau, viel gelernt, sie wußte manchen guten Rath zu ertheilen, wenn es sich um Pflege der Dorfkinder handelte, sie wurde fast wie ein Doktor um Hilfe angesprochen und bei ihr durften sich die Leute auch allerlei Thee holen, denn sie sammelte den Sommer hindurch ein: Kamillen und Flieder, Lindenblüthe und Pfeffermünze, ihre ganze Bodenkammer war voller Vorräthe, die sie austheilen konnte. Besonders viel verkehrte Elfe aber mit Klaus und seiner Familie. Der Maurer Klaus war ja ihr Pflege­bruder. Der Vater war gestorben und lag auf dem Kirchhofe neben seine Frau gebettet. Klaus hatte auf d'em Grabe von Feldsteinen ein Denkmal gemauert. Das Grab sah immer recht ordentlich aus und zwischen den Steinen schlang sich Epheu hin, den Else's Mann gepflanzt hatte, war ja doch der dort Ruhende Else's Pflegevater gewesen. Klaus lebte im Dorfe, er hatte sich ein anderes Mädchen gesucht, da Elfe ihn zurück­gewiesen; aber für Elfe behielt er eine Art scheuer Achtung und oft sagte er zu seiner Frau:Die Elfe ist doch ein ganz apartes Weibchen und mache nur, daß Du von ihr was lernst, sie hat's vom Schloß, was sie weiß, unser Einer braucht sich nicht zu schämen es ihr nachzumachen." Dann sagte Klaus aber auch wieder:Nein, vom Schloß hat's die Elfe