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Arbeitervolk leiden lassen, die armen Leute quälen sich's ganze Jahr hindurch und das Volk in den Schlössern sieht zu und lacht sich in's Fäustchen; ich freue mich, wenn's da mal schief geht."

Die jungen Gräfinnen im Schloß hatten keine Ahnung von solchem Gerede, sie lebten so still in den Tag hinein, dachten nicht nach über das Urtheil der Leute um sie her. Maria und Martha waren immer gute Kinder gewesen, zwar nicht ohne Unarten aufgewachsen, aber man durfte sie mit Wahrheit gute Kinder nennen, denn sie waren leicht zu erziehen, ohne Eigenwillen und mit herzlicher Liebe gern bereit Anderen Freude zu machen, also auch denen, welche von ihnen Gehorsam und Fleiß forderten. Das Beste hatte Elfe in die jungen Herzen gepflanzt. Kleine Kinder sind leicht zu leiten, wer das recht versteht, der thut ihnen wohl für's Leben; aber auch die schlechte Leitung macht tiefen Eindruck und wie zum Guten, so treibt die leitende Hand auch zum Bösen, wenn sie selbst Böses zu voll­bringen geneigt ist. Maria und Martha hatten einen lieblichen Aufschwung genommen in den ersten sieben Jahren, dann aber kamen andere sieben Jahre, die man die Jahre der Dürre nennen könnte: Niemand verführte die Kinder in dieser Zeit zu unrechten Gedanken und Handlungen, aber auch Niemand reichte ihnen Wasser des Lebens, sie vertrockneten innerlich. Es war dies wohl merkwürdig, denn sie hatten ja vielen Unterricht, lern­ten fleißig, man sprach viel mit ihnen, machte ihnen Freuden aller Art, die Gräfin Mutter ließ für sie sorgen und sorgte selbst in ihrer Weise, die Erzieherin erfüllte alle äußeren Pflichten, der Vater gab gern alles verlangte Geld zur Erziehung und zur elegantesten Kleidung, er liebkosete seine Kinder so oft er sie sah und wollte sie gern fröhlich wissen; aber bei alledem ging doch innerlich ein, was Elfe angepflanzt hatte, die Kinder waren auf dem Wege oberflächliche Wesen zu werden. Noch war indessen nichts verloren! Zur rechten Zeit verunglückte Martha, zur rechten Zeit wurden die Schwestern durch den scheinbar so traurigen Vorfall in ihr Heimathsdorf zurückgeführt. Im Wiederfinden der alten Verhältnisse tauchten die Erinnerungen mächtig auf und von Innen und Außen kamen nun die Erquickungen, die jungen Seelen waren wieder in den Boden verpflanzt, der ihnen früher wohl gethan. Hier für's Leben bleiben konn­ten sie nicht, das war auch nicht nöthig, nur befestigt mußten sie werden und das geschah in dem Jahre, in dem Confirmationsjahre, welches sie in Herbartsruh und mit Elfen verlebten. Elfe trat nicht lehrend auf, o die Elfe war zu bescheiden, um auf den Gedanken zu kommen, sie könne den