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lassen mögen; sie blieb dann gleich den Abend zu Hause und hatte wieder ihre Wirthschaft zu versorgen. Am Feierabend kam oft Dieser oder Jener aus dem Dorfe und saß mit Andreas auf dem hübschen Platze vor dem Hause, da standen Tische und Bänke und es plauderte sich über Allerlei ganz behaglich bei einer Pfeife oder einem Glase Bier. Der Zimmermann Schwenker kam auch zuweilen. Er war nicht gerade ein Freund von Andreas, denn der hatte ihm zu viel Rechtlichkeitsgefühl, er hatte solche Männer lieber, mit denen er nach Herzenslust über alle reichen Leute schimpfen konnte. Die Reichen waren ihm einmal ein Dorn im Auge, er hätte sich gern an ihre Stelle gesetzt. Schwenker war dennoch eigentlich kein böser Mensch und gehörte auch nicht zu den Aufrührern, die alles Beste­hende umstürzen möchten, aber nichts Besseres dagegen zu bieten haben, er kümmerte sich im Ganzen nicht viel um Tagesbegebenheiten, er ärgerte sich nur, daß er nicht reich war. Schwenker hatte seine Frau verloren und ihm war ein Kind geblieben, ein kleiner Knabe, der nun den ganzen Tag sich auf den Bauplätzen aufhielt, auf denen der Vater arbeitete, oder auf der Hausthürschwelle saß.Lauter Dummheiten macht der Bengel!" sagte Schwenker,unsereiner hat keine Kinderfrau, so ein Weib will Essen und Lohn haben, wo soll unsereiner das hernehmen? Kinder armer Leute müssen wie Unkraut aufwachsen, wenn der Tod sie nicht bei Zeiten er­wischt." Wenn Schwenker so klagte, dann folgte auch bald darauf der Zornausbruch über Leute, denen es besser ging, wie ihm:Das reiche Volk, das hält sich Dienerschaft in allen Ecken, kümmert sich Keiner um den armen Menschen. Weihnachten, ja, da stecken sie einen Lichterbaum an und bauen den armen Kindern zurechtgemachte Lappen aus, damit es heißt, sie sind wohlthätig; aber weiter thun sie nichts. Wenn man klug ist, da durchschaut man so ein reiches Gethue und der Haß wird nur um so größer. Das ist eine bequeme Sache die Abfälle vom Ueberfluß ver­schenken, ein Opfer bringen die Reichen nicht, die gießen alles durch die eigene Gurgel, Champagner knallt bei ihnen alle Tage und wenn unser­einer in die Schänke geht und sich einen ordinären Schnaps geben läßt, da machen sie ein Hallo, als wär's die größte Sünde. Zu Enthaltsam- keits-Vereinen möchten sie das arme Volk treiben, sie aber möchten weiter schwelgen. Auf weichen Schaukelstühlen baumelt das reiche Volk herum, muß sich ausruhen vom Faullenzen, während unsereiner nach schwerer Arbeit sich auf den Grabenrand schlafen legt. Es ist eine nichtswürdige Welt, man muß den Geldleuten das Haus über dem Kops anzünden, sie