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brauchen auch nichts zu haben; wenn sie nicht theilen was sie besitzen, soll's ihnen in Rauch aufgehen."

Wer den Schwenker kannte, der wußte welche Ansichten er hatte; es wußte aber auch Jeder, daß er deshalb nicht daran denke, den Reichen wirklich einen Schaden zuzufügen. Schwenker war sogar in gewisser Art ein gutmüthiger Mensch, obgleich er Neid in sich hegte, seine Gutmüthigkeil war aber falsch geleitet, einseitig, er wollte nur den armen Leuten helfen mit seinen Wünschen; daß diese Wünsche den Ruin der Reichen herbei­führen sollten, kümmerte ihn nicht. Schwenker war in seiner Art auch ein guter Vater, er hatte sein Kind lieb, ließ es nicht darben, hätte es gern glücklich gemacht, wußte aber nicht den Weg dazu zu finden. Er nahm den kleinen Knaben mit in die Schänke, gab ihm manchen Schluck Branntwein, er suchte auch den Haß gegen Reiche in ihn zu legen; gegen alle Menschen die besser leben, sich bester kleiden konnten, wie er.

Elfe bemerkte alles was vorging und sie sagte zu ihrem Andreas: Mit dem Schwenker hat es eine eigene Bewandtniß, ich denke, es steckt was dahinter, was ich nicht weiß, ich will ihn einmal aushorchen wie seine Kindheit gewesen ist, aus der Wurzel kommt das Uebel."

Elfe ergriff eine Gelegenheit und brachte den Schwenker zum Er­zählen, so erfuhr sie Einiges aus seinem Leben. Schwenker war der Sohn armer Tagelöhner, seine Eltern starben frühzeitig und es nahm sich seiner eine alte Frau an, die als Wittwe lebte und Knochen und Lumpen sammelte, um sie zu verkaufen in Knochenmühlen und Papierfabriken. Der Knabe Schwenker mußte als kleines Kind Knochen und Lumpen suchen, auch betteln und stehlen; er bekam wenig Essen, schlechte Kleidung und von Erziehung war gar nicht die Rede, wenn er der Pflegemutter ungehorsam war, bekam er Schläge, sonst konnte er thun was er wollte. Mit einem Korbe am Arm, einem Lumpensack auf dem Rücken wanderte er in den Nachbar­dörfern umher, vorn Morgen bis zum Abend, dies bis zum schulpflichtigen Alter, dann wurde er in die Dorfschule geschickt und hatte nur die freie Zeit übrig zum Lumpensammeln. Oft war er hungrig und sah mit Neid andere Kinder ihre Brodschnitten verzehren oder gar im Garten unter den Obstbüumen sich ihre Vesper suchen.Warum geht's den Kindern von Wirthschaftsbeamten, oder von Forstbeamten, oder von reichen Bauern, oder von Gutsbesitzern besser wie mir?" fragte er sich oft. Da ihm Nie­mand Antwort auf diese Frage gab, Niemand ihm Erklärung geben konnte, weil er keine forderte, da wiederholte sich diese Frage in ihm oft und es