wurde in ihm der Neid gesäet. Er sah sich auf seinen Wanderungen viel um, mit dem Hunger im Magen, mit dem Groll im Herzen, er sah viel arme Kinder, die, wie er, in Lumpen gingen und wenig zu essen halten. Sofort war Theilnahme wach in ihm und die Empörung über die Un­gleichheit der Gütervertheilung. Als der Knabe im Alter von vierzehn Jahren die Schule verließ, starb seine Pflegemutter und hinterließ ihm so viel, daß er ein Handwerk erlernen konnte. Er wurde Zimmermann. Es ging ihm dann in der Lehrzeit nicht schlecht, auch später nicht; aber der eingewurzelte Mißmuth wurde nicht ausgerottet, auch nicht als er sich verheirathet hatte und eine glückliche Ehe hätte führen können, denn seine Frau war fleißig und brav. Sie versuchte aber nicht ihm freundlichere Gesinnungen beizubringen, im Gegentheil, sie steckte sich an ihm an, sie half ihm dann seinen Unmuth vergrößern. Als das Kind da war, starb die Frau, nun stieg bei der Vaterliebe des Mannes der Neid gegen die Menschen, welche Vermögen besaßen und ihren Kindern eine gute Erzie­hung geben konnten, aufs Höchste.

.Als Elfe Schwenker's Lebensgeschichte kannte, sagte sie zu Andreas: Ich habe es doch gedacht, es steckt was dahinter bei dem Manne, es komnit von seiner Kindheit her. Jetzt sehe ich's doppelt klar, was an mir die Schwester Johanna gethan hat, was sie mir in's Herz gelegt, das fehlte dem Schwenker als Kind und das fehlt ihm heute noch. Nun wagt man es so einen Menschen zu tadeln und gar zu verdammen, weil er giftige Reden führt. Wo kommen die denn her? An den Früchten sollt ihr sie erkennen! heißt es in der Bibel; aber wenn die Wurzel so schlechte Pflege hatte, wie kann denn der Baum gute Früchte tragen?"

Elfe dachte viel über ihre Erfahrung mit dem Zimmermann nach und sie erzählte auch alles den Grafzwillingen, denn wovon das Herz voll ist, da geht der Mund über, sie sagte auch:Gerade so wie der Schwenker aufgewachsen ist, so wächst jetzt sein Junge auf und so wie dieser eine Junge aufwächst, so wachsen unzählige Kinder auf, ohne Ordnung und Zucht, ohne sorgfältige Liebe, ohne Anleitung zur Gottesfurcht. Die Eltern haben ihre Arbeit, sind auch oft leichtsinnig und versäumen ihrer Kinder Wohl in den ersten Lebensjahren, mit sechs Jahren kommen sie in die Schule, aber was von Anfang versäumt wurde, das holt sich nicht leicht nach. Es müßte in jedem Dorfe eine Schwester Johanna sein, um bei der Erziehung die Wurzeln zu pflegen, damit jeder heranwachsende Mensch fähig werde gute Frucht zu tragen, wie sie im Worte Gottes gemeint ist."