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wie wir kann es Keiner machen, soll's auch Keiner versuchen, Lust und Liebe, Pflicht und Verantwortung sind unsere Sache."

Das Frühjahr war mit lieblichen Schritten herangezogen, Knospen an den Bäumen entfalteten sich, Saaten brachen auf den Feldern hervor, blauer Himmel, lichte Wölkchen, heranziehende Störche, Lerchen hoch oben über den Feldern, alles was das Frühjahr Neues bringt, war da. Aus dem Süden kam auch Graf und Gräfin Herbart und zogen in Herbarts- ruh ein und ein fröhliches Wiedersehen wurde gefeiert, denn gesund kehrte die Gräfin heim und gesund fand sie Martha, das Zwillingsschwesternpaar strahlte im Lebensfrühling, es hatte Alles herrlich sich gestaltet.

Es war nun ein reges Leben in Herbartsruh, die jungen Mädchen waren so eingewöhnt in alle ländlichen Verhältnisse in und außer dem Schloß, daß sie die Mutter einführen konnten, bekannt machen mit Allem, was ihnen selbst während ihres Aufenthaltes auf dem Lande nahe getreten war. Von Elfe und ihren Kindern, vom Gärtner und Garten und Park, vom Dorf und seinen Bewohnern, vom Zimmermann Schwenker und seinem Knaben, von allen Kleinigkeiten mußten die angekommenen Eltern Berichte hören. Die Kleinkinderlehrerin kam an und wurde in ihr hübsches Häuschen eingeführt, sie war ein freundliches junges Mädchen, wenig über zwanzig Jahr. Mit Staunen vernahm sie, daß sie bereits einen Namen hatte am Orte, wo man sie noch gar nicht kannte; aber da sie bald be­merkte, welche Liebe, welch Vertrauen an diesem Namen hing, so tauschte sie gern ihren Namen Auguste gegenSchwester Johanna" ein.

Die Familie Herbart blieb den ganzen Sommer noch auf dem Lande. Die Confirmation der Zwillingsschwestern war eine liebliche Feier, an der das ganze Dorf Theil nahm, man hatte sie auf die Mitte des Sommers verschoben, denn gegen Ende des Monat Mai waren die Reisenden aus dem Süden erst angekommen. Dann kam das Erntefest, an dem auch die Dorfleute Theil nahmen. Zimmermann Schwenker war überall mit dabei und sein Junge, ein artiger Schüler der Schwester Johanna, erregte sein großes Erstaunen.Wie der Junge klug wird!" sagte Schwenker,und was er für nette Verschen sagen und Liedchen singen kann und wie er hübsch beten gelernt hat, man schämt sich ordentlich vor dem Kinde." Gegen Elfe sprach sich Schwenker frei aus und sagte:Die Graf­zwillinge haben's gemacht, daß es in mir anders geworden ist, nein nicht die eigentlich, sondern Frau Elfe, nein, auch die eigentlich nicht, sondern der liebe Herrgott, von dem ging's aus, der hat Alles so veranstaltet,