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Frau Elfe und die Grafzwillinge waren nur seine Werkzeuge."-

Wundern Sie sich, Frau Elfe, mich so reden zu hören? Sehen Sie, das geht so zu: Sie haben schon längst mir im Kopfe Alles herum­gedreht, mir wurden die Gedanken umgestürzt, dann kam die Sorgfalt für meinen Jungen, die drehte mir's Vaterherz um, daß ich dankbar zusehen mußte. Hören Sie, Frau Elfe, ich glaub's, Sie haben recht, man muß bei Zeiten bei den kleinen Kindern anfangen, wenn man ein gutes Volk haben will, Sie sind eine brave Frau, brave Mutter. Sie verstehen was rechte Gottesfurcht, was Nächstenliebe ist, und wo kommt's bei Ihnen her? Aus der Wurzel, die Ihre Schwester Johanna gut gepflegt hat, als Sie ein kleines Waldkind waren, das ohne diese Pflege wahrscheinlich schlechte Frucht getragen hätte. Wundern Sie sich nicht, Frau Elfe, mich so reden zu hören, ich habe Ihnen was abgelernt."

Elfe freute sich sehr über Schwenkers herzliche Aussprache und daß er so von selbst zu der Ueberzeugung gekommen war, alles Gute sei durch Gottes Liebe und Fügung herbeigeführt worden. Es ist gar herrlich, wenn man empfindet, wie Alles so weise geleitet wird zum Besten der Menschen, und wie sogar scheinbares Unheil heilbringend wirkt. Die drohende Zeit, welche durch Krankheit der Gräfin Herbart, durch den Unfall, der Martha gelähmt, herangebrochen, war nicht allein glücklich vorübergegangen, sie hatte auch eine große innere Bedeutung herbeigeführt, und nicht allein für den Zimmermann Schwenker und für das Wohl der Dorfjugend in Herbartsruh, sondern auch für das innere Wohl aller Glieder der Familie Herbart. Graf und Gräfin, die eine Reihe von Jahren hindurch im oberflächlichen Gesellschaftsleben, in Tand der Welt sich gefallen hatten, waren durch den Blick auf Weh und auf den nahe getretenen Tod recht ernst geworden. Des Grafen geistige Richtung war immer eine ernstere gewesen; aber die Schönheit, die Lebenslust, die Neigung seiner jungen Gemahlin zu Freuden und Glanz hatten Herrschaft über ihn geübt; jetzt war auch die junge Frau viel anders geworden und neben dem Leben in der Welt wurde dem inneren Streben nach Heil ein großes Recht eingeräumt in beiden Ehegatten. Und was hatte der Aufenthalt in Herbartsruh auf die Zwillingsschwestern für einen Einfluß gehabt? Der Segen, den Gottes Gnade durch das eigenthümliche Mädchen aus dem Volke auf dies Schwesternpaar geträufelt, hatte sich erneuet durch die Frau aus dem Volke. Die einfache Bäuerin hatte die Wurzeln am Lebensbaume der Zwillinge gepflegt, sie hatte dann auch die Knospen