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Trieb, der sich mitten durch den dichten Blätterkranz hinzog. Sie rief, ihn sehend, fröhlich ihrer Mutter zu:Mütterchen, mir kommk ein Gedanke! Ich will mir einen Ableger behalten von meinem lieben Epheu und mir einen neuen Kranz ziehen davon. Es wird zwar eine Zeit lang dauern bis der so dicht wird wie der frühere, aber immerhin, es wird doch gehen und-ich werde mich dann nicht minder über den freuen, als über den jetzigen." Ihre Mutter antwortete:Du hast Recht, mein Kind, so muß man jeder Unannehmlichkeit und jedem kleinen Schmerz eine gute und heitere Seite abgewinnen. Trage Hedwig Deinen Epheu mit freund­lichem Gesicht hinauf und erfreue Dich an dem Gedanken, daß Du durch sorgfältige Pflege eines Ablegers Dir einen Ersatz verschaffen kannst." Pauline holte ein'kleines Vlumentöpfchen herbei, füllte von dem großen Topf etwas Erde hinein, löste meinen frischen Trieb ab und pflanzte ihn alsogleich ein, mich aber trug sie nun, ohne sich weiter zu besinnen, zu Hedwig hinauf. Der Zufall wollte, daß Hedwigs Vater im Zimmer war, als sie hineintrat. Er war eüi gutmüthiger Mann, obgleich er in der That die Hunde nicht sehr liebte, weil das Halten derselben in seinem Hause bereits Veranlassung zu Verdrießlichkeiten gegeben hatte. Für Pauline, welche unter seinen Augen zu einem fleißigen, braven Mädchen herangewachsen war, hatte er eine große Vorliebe. Er ging gleich auf sie zu und fragte sie freundlich, warum sie mit dem großen Blumentopf komme. Pauline antwortete mit heiterer Stimme, daß Hedwig ihren Epheu bewundert habe und da sei ihr denn plötzlich der Wunsch gekommen, ihn ihr zu schenken.Nebenbei habe ich aber auch eine Bitte an Sie als Haus­herrn," fügte sie hinzu,ich möchte gar zu gern meinen Hund behalten, obgleich ich weiß, daß Sie ihn nicht mögen." Der alte Mann merkte wohl, daß etwas vorgefallen sein müsse zwischen den jungen Mädchen, bis jetzt wußte er von dem Streit mit Fidele nichts, er wollte auch seinen Verdacht nicht zeigen und weil er der guten Pauline eine Freude machen wollte, sagte er:Ein für alle Mal will ich Ihnen zu Liebe eine Aus­nahme gestatten; so lange Sie und Ihre Mutter in meinem Hause wohnen werden, erlaube ich Ihnen einen Hund zu halten." Wäre Hedwig groß­müthig gewesen, so hätte sie Pauline's Geschenk nicht angenommen, aber die Großmuth war eben nicht ihre Sache. Sie bot der armen Nähterin drei Gulden für mich, welche sie aber durchaus nicht annehmen wollte, mich aber stellte Hedwig auf einen Tisch in dem Winkel ihres Zim­mers.Soll der Epheu da stehen bleiben, Hedwig?" fragte Pauline.