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sie da fanden. Alle die hinkamen, bewunderten mich am meisten, unter diesen befand sich auch ein reicher Herr mit seiner jungen Frau, letztere konnte sich nicht satt sehen an mir und sagte:Den Cactus möchte ich wohl haben, kaufe ihn mir, lieber Mann!" Der Mann, welcher seiner Frau gern eine Freude machen wollte, war gleich bereit dazu, und nach­dem er durch den Gärtner Jda hatte fragen lassen, ob sie mich verkaufen wollte und der Gärtner meine Geschichte erzählt hatte, welche dem Herrn sehr gefiel, gab dieser dem Gärtner fünf Gulden und sagte:Es ist wohl etwas mehr als eine Blume eigentlich werth ist, aber das junge Mädchen hat es verdient." Ich wurde nun in die Wohnung der jungen Frau gebracht, welcher ich angehören sollte, und ich befand mich da in der besten Gesellschaft unter den schönsten und seltensten Gewächsen, denn die Frau war eine Liebhaberin von Blumen, es war ihr aber nur um den Anblick derselben zu thun, sie pflegte und begoß sie nicht selbst, dieses überließ sie ihrem Diener und der verstand so wenig davon, daß die meisten Gewächse bald zu Grunde gingen, nachdem sie eine kurze Zeit da gewesen waren. Daraus machte sich Niemand etwas, man schaffte die verwelkten Blumen fort und kaufte andere oder tauschte bei einem Gärtner frische dafür ein. In dem Zimmer, wo die Blumen waren, stand auch ein schöner, großer Käfig, in welchem ein Papagei sich befand, der den ganzen Tag schrie und die Personen biß, welche ihm nahe kamen und mit ihm spielen wollten. Es war ein boshaftes, unnützes Thier, welches von seiner Herrin geliebt und verzogen wurde wegen seiner schönen bunten Federn. Zuweilen machte man ihm auch den Käfig auf und ließ ihn frei im Zimmer herumspazieren, dann zerbiß er Alles, was er erreichen konnte, als da waren: Vorhänge, Fußkissen u. s. w., namentlich aber auch die Blumen, wenn es ihm gelang auf das Blumengestell hinauf zu fliegen, ehe es Jemand gewahr wurde. Eines Abends hatte der Diener ver­gessen ihn in seinen Käfig einzusperren, da hatte er denn am andern Morgen, während er allein im Zimmer war, eine traurige Verwüstung angerichtet unter den Blumen. Einige Rosen lagen zerpflückt am Boden, Nelken hingen mit zerbissenem Stiel noch am Blumenstock, einigen andern Pflanzen hatte er die Wurzel zernagt und die Erde aus dem Blumentopf herausgearbeitet. Mir aber hatte er die Blüthen abgebissen und ich war wieder nur eine arme, häßliche Pflanze, namentlich in den Augen des Dieners, der, als er die Unordnung im Zimmer sah, nur darauf bedacht war, das vom Papagei angerichtete Unheil so viel wie möglich vor seiner

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