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meine Knospe, als der Dorfschullehrer gerade vorüber ging, und der Knabe zeigte sie ihm, indem er sagte:Sehen Sie, Herr Lehrer, den rothen Knopf an dem stacheligen Gewächs, ich fand es neulich im Wasser, als ich fischte."Das ist keine Wasserpflanze," sagte der Lehrer,es ist ein Cactus, was Du einenKnopf" nennst, wird eine große Blüthe werden und endlich eine schöne Blume."Es ist ein häßliches Ding," sagte der Knabe,ich habe es nur mitgenommen, weil ich noch kein solches gesehen hatte, ich mag es nicht leiden."Nun so verkaufe es mir," sagte der Schullehrer,ich will Dir einige Kreuzer dafür geben, trage es in mein Haus und sage meiner Tochter sie möge es in einen Topf ein­setzen. So kam ich denn zu dem Schullehrer, der mich an's Fenster stellen ließ, und als endlich meine Knospe aufblühte, sehr stolz war auf meine Schönheit. Seine Frau mochte mich aber gar nicht leiden, denn sie hatte einen kleinen zweijährigen Knaben, der mich beständig anfaßte, weil ihm meine rothe Blüthe sehr gefiel; dabei stach er sich oft in die Händchen und erhob jedes Mal ein gewaltiges Geschrei. Das ärgerte die Frau und sie hätte mich gern zum Fenster hinausgeworfen, aber meine Blüthe war zu schön, deshalb konnte sie sich doch nicht dazu entschließen; der Kleine aber wiederholte seine Versuche mich anzugreifen und sein Geschrei noch etliche Mal. Endlich, als die Frau sah, daß meine Blüthe nur von kurzer Dauer war, beschloß-sie sich meiner zu ent­ledigen und weil gerade ein Jude zu ihr kam, welcher alte Sachen und Kleider eintauschte gegen neue Waare, und sie ihm einiges verkauft hatte, er jedoch noch nicht zufrieden war mit seinem Handel, sagte sie ihm:Nun, ich gebe Ihnen noch diese schöne Blume in den Kauf, die nimmt gewiß jeder Gärtner Ihnen gern ab, denn es mag wohl ein seltenes Gewächs sein, weil es keine Blätter hat und so wunderlich aussieht."Es ist nicht zwei Groschen werth," sagte der Jude,wenn Sie es aber los sein wollen, so geben Sie es mir, ich trage es zu der Blumenhändlerin, die kann es vielleicht brauchen." Die Frau war froh mich los zu werden, übergab mich dem Juden und der brachte mich wiederum derselben Blumenhändlerin, welche später den Epheu auch gekauft hat, der Emma gehört. Die Frau mußte mich lange behalten, bis ich wieder Knospen bekam; bei ihr erlebte ich nichts Besonderes, ich stand im Fenster im warmen Zimmer den ganzen Winter und es war ein Jahr vergangen seit ich in der Blumenausstellung war, als sie mich wieder schön genug fand, um mich in die Stadt zu führen auf den Markt, wo sie mich dem

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