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größte Theil ihrer Eier rollte in den Sumpf. Sie vergaß über dieses Unglück ganz den großen Hirsch, welcher, als er ihrer gewahr wurde, in seinen Wald zurückjagte, sie sah nur ihre Eier unwiederbringlich verloren! Diese Eier von der braunen, der weißen und der gefleckten Henne, welche sie seit Wochen an einem kühlen Ort aufbewahrt hatte, um sie zu verkaufen. Das arme Kind rang verzweiflungsvoll die Hände. Was würde ihre Mutter sagen! Die Eier waren zwar nicht zerbrochen, aber sie schwammen in der großen Pfütze umher und wenn Käthchen auch Schuhe und Strümpfe auszog, sie konnte doch nicht hineinsteigen um sie wieder zu holen, das Wasser reichte ihr sicherlich bis unter die Arme und sie hätte ja ihren Anzug durchnäßt und verdorben. Daran war also nicht zu denken. Sie setzte sich wieder auf den Stein, bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und schlief endlich ermüdet von dem langen Wege und erschöpft von ihrem Kummer ein. Sie war vom Stein herabgesunken, lag auf dem Grase und stützte ihren Kopf auf ihren früheren Sitz, da kam es ihr vor, ob­gleich sie die Augen geschlossen hatte, als sähe sie ein großes Vergißmein­nicht aus dem Wasser sich erheben, es wurde größer und immer größer, endlich hatte es ein freundliches Gesicht und blonde Löckchen und sah lächelnd nach Käthchen hin; es sprach auch, aber sie hörte nicht deutlich was es sagte, es hatte auch zarte Händchen, die es nach den auf dem Wasser schwimmenden Eiern ausstreckte, aber es konnte diese nicht erreichen, nickte mit dem Köpfchen und lachte und klatschte endlich fröhlich in die Händchen, als habe es einen hübschen Einfall. Die Sonne schien so hell auf das kleine Blümchen und sein Kleid glänzte, als sei es ein Stück vom Himmelsbogen selbst und die blonden Locken umflossen seinen Kopf wie Lichtstrahlen. Es bewegte sich eine Weile am Wasser zwischen den anderen Vergißmeinnicht, die alle viel kleiner waren wie es selbst war und es schien unter ihnen zu ordnen und sie zu einem Kranz zu ziehen um die ganze Wiese herum, der sich endlich auch zu Käthchen heraufzog, und ein Stück von dem Kranze legte sich in ihren Korb, der noch neben ihr auf der Erde lag. Das große Vergißmeinnicht verschwand hinter Käthchen zwischen den Bäumen, nachdem es sich noch vorher über sie gebückt und ihr trö­stende Worte in's Ohr geflüstert hatte, und die kleinen Blümchen im Korbe sahen mit hellen Augen zu ihr auf, als wollten sie fragen:Bist Du noch traurig? Siehst Du nicht, daß unsere Königin eigens herabgekommen ist um Dich zu trösten über Deinen Verlust? Sie wohnt weiter oben im Walde wo das Büchlein fließt und macht von Zeit zu Zeit die Runde