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Wenn dann und wann ein Tröpfchen Thau Zu schwer die Blätter drückt,

Verzagen deshalb wir nicht gleich.

Denn Gott ist's, der es schickt.

Wenn unser kleines Blumenhaupt Ein Lüftchen niederbeugt.

Dann warten wir geduldig, still,

Bald hebt sich's wieder leicht.

Ihr Kinder, macht es doch wie wir,

Seid nur nicht gleich verzagt,

Denn Gott blickt liebevoll auf den,

Der glaubt, vertraut, nicht klagt.

Denkt: daß er Pflanzen Regen schickt,

Dem Obstbaum schickt er Wind,

Gleich d'rauf den warmen Sonnenschein,

Da blüht's und reift's geschwind!

Ach," dachte Käthchcn,die Vergißmeinnicht-Königin hat meine Ver­zweiflung über die verlorenen Eier hier mit angesehen, nun wirft sie es mir vor, daß ich deshalb so muthlos war." Käthchen konnte sich von ihrem allerliebsten Traum gar nicht trennen die Blumen, das Buch bestärkten sie in ihrem Wahn und ja in dem Korbe lag noch etwas eingewickelt, was war denn nur das? Käthchen nahm das Papier, wickelte es auseinander und fand zwei silberne Guldenstücke darin; auf dem weißen Papier stand:Vergißmeinnicht, Frieda."Das war denn doch zu un­begreiflich! Nun war allerdings weiter nichts mehr in dem Korbe, aber war denn dieses nicht schon ein großes Wunder? Käthchen wußte so gut wie wir, daß es keine Zauberer noch Feen giebt, daß eine menschliche Hand ihr, während sie schlief, das Geschenk in den Korb gelegt haben mußte; sie kannte aber diese Frieda nicht, welche der liebe Gott dem armen Kinde geschickt hatte um es zu trösten. Sie betrachtete das Buch genau und sah, daß es nicht neu war, es war ein Kinderbuch, in welchem kleine Geschichten und Verslein standen und vorne neben dem Titelblatt war der Name:Frieda" eingeschrieben. Dieses war also der Name der Eigen­tümerin. Käthchen nahm sich in ihrem Herzen vor diesen Vorfall nie wieder zu vergessen und somit die Bitte Frieda's:Vergißmeinnicht" zu erfüllen, vor allem aber Gott zu danken für diesen Beweis seiner Gnade.