505

Das that sie denn nun gleich, fiel auf die Knie, saltetL die Hände und betete. Das Räthsel, wie die Sachen in ihren Korb gekommen waren, wird ihr wohl nie gelöst werden, wir hätten es freilich lösen können, denn wir hatten ja alles mit angesehen und so wollen wir denn hier auch er­zählen, was sich zutrug. Frieda kennen wir recht gut, sie war schon einige Mal auf unserer Wiese und hat von unseren Blumen öfters welche mit­genommen. Sie kommt nicht allein, ihre Mutter begleitet sie und diese wohnt seit einigen Wochen in unserer Nähe in einem hübschen Landhause. Sie muß wohl eine wohlhabende Frau sein, denn sie ist immer gut ge­kleidet. Frieda ist ein kleines Mädchen in Käthchens Alter; sie trägt ge­wöhnlich ein blaues Mousselinkleidchen, dessen Farbe dem Blau der Ver­gißmeinnicht sehr nahe kommt. Sie hat blaue Augen und blondes Haar, ganz wie die Vergißmeinnicht-Königin in Käthchens Traum. Sie kam auf dem Waldwege hinter Käthchen hergegangen, als letztere ihre Eier zu Markte tragen wollte, und unbemerkt von ihr sah sie den Unfall mit an, wie die Eier in's Wasser fielen. Sie setzte sich mit einem Buch unter einen Baum um abzuwarten was Käthchen nun thun würde und sagte ihrer Mutter leise in's Ohr:Darf ich dem armen Kinde den Verlust ersetzen, Mütterchen? Ich habe meinen Geldbeutel bei mir."Wir- wollen ihr gemeinschaftlich ein Geschenk machen," sagte die Mutter,für Dich allein wäre es zu viel." Als nun Käthchen eingeschlafen war, kam Frieda leise herunter aus dem Walde, pflückte eine Menge von uns Vergißmeinnicht, von denen sie einen Theil für sich behalten wollte, die übrigen legte sie in Käthchens Korb, nachdem sie zuvor das Buch, in welchem sie gelesen hatte, auch hineingelegt und zwar aufgeschlagen an der Stelle, wo das Blumenlied zu lesen stand. Die Mutter nahm aus ihrer Brieftasche ein Blatt Papier, auf dieses schrieb Frieda das Wort: Vergißmeinnicht" und fügte ihreü Namen hinzu; dann nahm sie aus ihrem Geldbeutel ein silbernes Guldenstück und nachdem ihre Mutter ihr ein zweites gegeben hatte, wickelte sie beide in das Papier und versteckte sie unter uns Blumen. Sie sah dabei unendlich vergnügt aus und flüsterte leise:So, nun wird das kleine Mädchen getröstet sein, wenn sie das Geld findet, es ist wohl mehr, als die Eier werth sein können. Sie ge­fällt mir recht gut, denn sie sieht verständig und sanft aus; daß sie aber gleich so in Verzweiflung gerietst wegen der Eier, das war doch nicht recht und deshalb schenke ich ihr auch mein frommes Buch, aus welchem sie lernen kann, wie man einen kleinen Unfall mit Ergebung ertragen muß."Ein