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sind, als solche für das Reich Gottes zu leben haben, für Zeit und Ewigkeit; wir haben nächstdem zu bedenken, daß wir Deutsche sind und für das deutsche Reich zu leben haben. In Deiner Bibel lernst Du das Reich Gottes mehr und mehr kennen, in der Geschichte lernst Du das deutsche Reich mehr und mehr kennen. Du bist aus der Schule entlassen; aber nicht fertig, nicht vollendet ist Deine Bildung, jetzt beginnt die freie Fortbildung, und ich wünsche sie geschehe an meiner Hand. Ich will täglich mit Dir Geschichte lesen, gute Werke habe ich Dir besorgt und den prachtvollen Atlas, der da aufgestellt ist, habe ich Dir gekauft, weil Ge­schichte und Geographie gemeinsam getrieben werden müssen, um richtigen Eindruck zu machen. In unserer ernsten Zeit bilden sich neue Verhältnisse, wir schaffen den Grundstein, auf dem fortgebaut wird, damit der Grund­stein ein guter sei, müßten alle Menschen sich einer Aufgabe bewußt sein. Liebe Gertrud, Du bist ein sehr junges Mädchen, zu einer der Welt offenbaren Arbeit bist Du nicht berufen; aber in der Stille, im kleinsten Kreise findet Jeder eine Thätigkeit, die in's Ganze eingreift; die Aufgabe darf nur nicht verkannt werden. Vor allen Dingen hat Jeder an sich selbst zu arbeiten, durch Selbstzucht gegen Selbstsucht, durch Demuth gegen Hochmuth, alles im Namen des Herrn, mit seines heiligen Geistes Hilfe.

Liebes Kind, fürchte nicht, daß ich Dich Deinen Jugendfreuden ent­ziehen will. Gehe Du einen fröhlichen Weg mit Spiel und Tanz, ich habe nichts dagegen, ich will nichts als einen Damm bauen gegen schäd­liche Uebertretungen. Wir, Deine Mutter und ich, haben Dir Grundsätze in die Seele gelegt, jetzt kommt die freie Zeit, in der Du lernen mußt den Grundsätzen getreu zu leben, Charakter zu entwickeln; wer seinen Grundsätzen getreu bleibt, zeigt Charakter; wer guten christlichen Grund­sätzen treu lebt, zeigt guten Charakter. Mein Kind, mein deutsches Mäd­chen, gehe nun Deinen Weg durch die Zeit zur Ewigkeit. Amen."

Mit den Worten des pflichttreuen Vaters ist die kurze Mittheilung Gertrud's Heimkehr" geschlossen. Die Aufgabe dieser Mittheilung ist erfüllt. Es ist nicht beabsichtigt worden zu schildern, wie sich Gertrud, wie sich ihre drei Freundinnen in der Nachbarschaft ferner verhalten werden. Der Blick auf Gertrud's Heimkehr hat eine andere Aufgabe, er soll jedem jungen deutschen Mädchen sagen, daß sie, ja sie selbst, sich an Gertrud's Stelle zu denken hat, was der Vater seiner Tochter sagt, sagt er auch ihr.