Frau von Stein will ich meine Reiseberichte schließen, nur Eins möchte ich noch hinzufügen. Frau von Stein gab mir den Auftrag, als sie mich auf die Reise schickte: „Siehe Dich um und wähle!" Diese Worte bezogen sich auf den Zweck meiner Reise; aber man kann ihnen auch eine andere Bedeutung geben: Wenn Gott den Menschen auf die Reise durch's Leben schickt, sagt er auch: „Siehe Dich um und wähle!" Gott giebt dem Menschen freien Willen mit auf die Lebensreise, er kann wählen gute oder schlechte Wege.
„Siehe Dich um und wähle!" Zur guten Wahl hilft Gott!
Ein Lebewohl noch Dir, liebe junge Leserin, und die besten Wünsche zur Wahl Deiner Lebenswege von der jetzt heimkehrenden Tante Marie.
Am Keiligabeinl.
Von
C!nm Ernst.
„Aebermorgen ist Weihnachtsheiligabend," rief Bernhard fröhlich.
„Juchhe! da bekomme ich eine Festung und eine Flinte, die ich mir gewünscht habe," schrie Fritz noch lauter.
„Seid still, Jungen," beschwichtigte Anna, welche den Geschwistern das Vesperbrod hereinbrachte, „der Vater schreibt seine Predigt, Ihr dürft ihn nicht stören. Auch weiß ich gar nicht, warum Ihr so lustig seid," setzte sie traurig hinzu, „Schwester Marie ist ja nicht mehr bei uns."
„Ach," sagte Fritz, „an unser Mariechen habe ich eben vor lauter Freude gar nicht gedacht. Das gute Mariechen! sie freute sich immer so über den Weihnachtsbaum."
„Dieses Jahr kann sie unseren schönen Weihnachtsbaum nicht sehen," seufzte Bernhard.
„Wer weiß," meinte Anna; „sie ist jetzt im Himmel, vielleicht sieht sie von dort auf uns herunter!"
„Wißt Ihr," rief Bernhard, „wir putzen Mariechen einen Baum, den tragen wir ihr am heiligen Abend, wenn es dämmert und alle Kinder auf ihren Lichterbaum warten, auf ihr Grab. — Die Eltern dürfen es vorher gar nicht wissen."
„Das wollen wir," jubelte Fritz jetzt wieder in der fröhlichsten Stimmung, „ich hole eine schöne kleine Tanne aus dem Walde."