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hinab, zum Hause hinaus, immerzu, weit, weit vor das Thor, in's freie Feld hinein, bis er sich zuletzt ganz athemlos unter ei.nem großen Nuß­baum auf die Erde warf und vor Müdigkeit einschlief.

Als er aufwachte und so ganz mutterseelenallein war, wurde ihm bang und er dachte daran, umzukehren, sogar in's Waisenhaus! Da spürte er auf einmal sein Murmelinchen, wie es sich so leise und so warm auf seiner Brust regte, und es war ihm, als müßte er bis an's Ende der Welt laufen, damit Niemand es ihm wegnehmen könnte. Er wischte sich die Thränen aus den Augen und wanderte tapfer vorwärts bis in das nächste Dorf, wo er sein Thierchen tanzen ließ und dafür einige Pfennig­stücke und sogar ein Schlafplätzchen in der Schänke bekam. Da faßte er guten Muth und zog nun von Ort zu Ort, so weit ihn seine kleinen Füße tragen wollten.

Anfangs ging es ihm nicht schlecht; als aber der Winter herankam, fing böse Zeit an und er war froh auf seiner Wanderschaft in eine große Stadt zu kommen, wo er mehr und leichter Geld verdiente, als in den Dörfern. Aber auch dort gab es Tage genug, wo er hungern und frieren mußte, und er wurde dabei zuletzt ganz blaß und mager, verlor aber nie sein fröhliches Gottvertrauen und seinen frischen Muth.

Nur am Weihnachtsabend kam große Traurigkeit über ihn. Es war bitter kalt, und Fritz zog von Straße zu Straße ohne etwas zu verdienen, womit er seinen Hunger stillen konnte. Der Tag war herum, ohne daß ihm ein Pfennig Geld oder ein Bissen Brod zugefallen. Jeder lief eilig umher und dachte und sorgte um nichts, als um die Christbescheerung im eigenen Hause, Keiner mochte still stehen und des Murmelinchens Künste beachten, nicht einmal die Kinder, und weil die Straße hart ge­froren war, gab es auch kein Schuhwerk rein zu machen. Je später es wurde, desto schwerer ward Fritzchens Herz, überall sah er durch die Fensterscheiben Christbäume funkeln und dachte mit Schmerzen an das vorige Jahr, wo bei seiner lieben Mutter ein Tannenreis im Blumentöpfe mit Lichtern und goldenen Nüssen so herrlich erglänzt, und an seine Be- scheerung, das Taschenmesser mit dem blanken Schildchen und den großen Pfefferkuchenmann! Zuletzt konnte er es gar nicht mehr aushalten, überall das helle Licht zu sehen, und kroch in einen leerstehenden Schuppen, da er keinen Heller besaß, um irgendwo Schlafgeld zu bezahlen.

Nachdem er den letzten, sich selbst abgespalten Bissen Brod für Murmelinchen verkrümelt hatte, bettete er es wie gewöhnlich auf seiner