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davon und nahm sich im Stillen vor, der Sonne immer entgegenzugehen, weil er meinte, dann am sichersten in ihr Land zu gelangen.

Indem er dies Vorhaben ausführte und beständig gegen Osten wan­derte, kam er nach und nach in fremde Länder, wo Niemand seine Sprache verstand, ließ sich aber davon nicht irre machen, sondern marschirte tapfer vorwärts, Tage, Wochen und Monate lang. Murmelinchens Künste wur­den überall verstanden, und wenn Fritz mit seiner Bürste und mit seinen hellen Augen herantrat, wußten die Leute auch, was er wollte und konnte, ohne daß er es ihnen zu erklären brauchte; überdies lernte er auf der langen Wanderschaft gar Mancherlei und war jetzt viel flinker und ge­wandter, als zur Zeit, wo seine liebe Mutter immer für ihn dachte und sorgte. Ein fröhliches Gott- und Menschenvertrauen leuchtete aus seinen Blicken und wohnte in seinem Herzen; das machte ihm Viele gewogen und er hätte mehr als einmal eine bleibende Stelle finden können. Aber er hatte nun einmal seinen Sinn darauf gesetzt, in das Land der Sonne zu gelangen, und so oft er sie auf seiner Wanderung am Frühmorgen glor­reich aufsteigen sah, war er fest überzeugt, daß sie ein Heimathland haben müßte, wo sie über Nacht ruhte, und fühlte sich entschlossen dorthin zu kommen.

Eines Tages war Fritz ganz besonders weit marschirt und so müde, daß ihn seine Füße kaum mehr tragen wollten. Der kleine Wanderer war den ganzen Tag auf heißen Wegen gegangen, ohne andere Labung als einen Trunk aus hier oder dort niederrauschender Quelle, kein Haus, kein Hof stieß ihm auf, wo er hätte rasten können; deshalb ging er immer weiter, obgleich es schon tief dunkelte, denn er hatte im letzten Dämmer­licht Thürme vor sich gesehen und wollte die Stadt oder das Dorf er­reichen, wozu sie gehörten. Als er nun aber endlich, nachdem es schon stockfinster geworden, bei den ersten Häusern anlangte und pochte, fand er alle Thüren verschlossen.

Seine Füße brannten wie Feuer, er war müde zum Umsinken und konnte nicht mehr weiter; deshalb kroch er in einen leeren Hundestall, der neben einem der Häuser stand, schlief auf der Stelle ein und rührte sich nicht mehr, bis der helle Tag zu dem runden Loch hereinblickte, durch welches er in die Hundehütte gekrochen.

Wie fuhr der Erwachende aber nun in die Höhe! Solch einen hellen Tag hatte er noch nie gesehen! Es war, als ob lauter flüssiges Gold zu ihm hereinströmte, und zugleich fühlte er eine Lust und Wonne durch