machte, die elektrische Energie auf grössere Entfernungen zu übertragen und, um dabei zur Verminderung der Anlagekosten möglichst dünne Leitungen anwenden zu können, mit hochgespannten Strömen zu arbeiten, zu deren Erzeugung die Wechselströme viel besser geeignet sind.

Da nämlich die hochgespannten Ströme an den Verbrauchsstellen (z. B. Lampen) nicht unmittelbar verwendet werden können, sind Umwandlungsapparate, sogenannte Transformatoren, nothwendig geworden, in denen die hochgespannten Ströme in die den Lampen zugeführten Ströme von geringerer Spannung verwandelt werden, welche Umwandlung nur bei Wechselströmen ohne Bewegung, also ohne Maschinen, möglich ist.

Diese Umwandlungsapparate beruhen auf den von Faraday (1 83 1) entdeckten Inductionsgesetzen, welche die Möglichkeit erkennen Hessen, gegebene Wechselströme oder intermittirende Ströme entweder in schwächere Ströme von höherer Spannung zu verwandeln, wie es z. B. durch die Funkeninductoren von Page (i 836 ) und Ruhmkorff (1848) erzielt wurde, oder die Umwandlung der gegebenen periodischen Ströme in stärkere Ströme von geringerer Spannung vorzunehmen. Beide Arten von Transformation, sowohl die aufsteigende als auch die absteigende, haben in der Technik Anwendung gefunden. Die aufsteigende hat z. B. Jablochkoff (1878) mit Hilfe von kleinen Funkeninductoren zum Betriebe seiner Kaolinlampen verwendet, und sie dient bei den grossen Wechselstromfernleitungen der Neuzeit dazu, die Maschinenströme, in höher gespannte Ströme umgewandelt, in die Leitungen abzugeben, während an den Verbrauchsstellen, wie wir zum Theile schon erwähnt haben, absteigende Transformationen für den Licht­oder Kraftbetrieb stattfinden.

Zu den ersten Anwendungen der Transformatoren auf dem Gebiete der elektrischen Beleuchtung gehört, ausser der bereits angeführten von Jablochkoff, eine vom Amerikaner Füller durchgeführte Einrichtung, welche darin bestand, dass in die zum Betriebe mehrerer Bogenlampen bestimmte Haupt­leitung je eine Wicklung von ebensovielen Transformatoren in Serie geschaltet war, während im Strom­kreise der anderen Wicklung die betreffende Bogenlampe sich befand. Da die beiden Wicklungen eines jeden dieser Transformatoren einander gleich waren, weshalb man diese auch nicht eigentlich «Trans­formatoren» nennen kann, sondern lieber nur mit der allgemeineren Bezeichnung «Secundärgeneratoren» belegt hat, so konnte die beschriebene Fullersche Einrichtung nur den Zweck haben, mehrere zu einem Hauptstromkreise gehörige Bogenlampen durch deren Schaltung in eine inductive Abzweigung von einander unabhängig zu machen.

Zur Erkenntnis der ökonomischen Wichtigkeit der Transformatoren wegen der durch dieselben ermöglichten grossen Ersparnisse an Leitungsmateriale war zuerst Gaulard ( 1 883 ) gelangt, denn Gaulard und Gibbs waren die Ersten, die zur Ersparnis an den Leitungskosten hochgespannte Ströme und deren absteigende Transformation an den Verbrauchsstellen angewendet haben.

Doch erwies sich ihr System noch nicht als lebensfähig, weil die von ihnen angewendete Reihen­schaltung der Transformatoren für den Lichtbetrieb nicht zweckdienlich und die Gaulardschen Trans­formatoren selbst, vermöge ihrer Construction mit geradem Eisenkern, sowohl hinsichtlich des Wirkungs­grades als auch der Selbstregulirung, von der später die Rede sein wird, noch zu unvollkommen waren.

Die Erkenntnis und Beseitigung dieser Mängel (18851886) verdanken wir dem Scharfsinne und dem Erfindungsgeiste von Männern, die vermöge ihrer Geburt theils Oesterreich, theils unserem ungarischen Nachbarlande angehören, nämlich Karl Zipernowsky aus Wien, Max Déri aus Bäcs und Otto Titus Bläthy aus Totis in Ungarn.

Auf den ruhmreichen Erfindungen der genannten ehemaligen Ingenieure der Firma Ganz & Co. in Budapest, von welchen Zipernowsky gegenwärtig dem Lehramte der technischen Hochschule daselbst und Déri seit nahezu einem Decennium dem grossen österreichischen Unternehmen der Internationalen Elektricitäts-Gesellschaft angehört, beruht der Aufbau eines bis in alle Einzelnheiten harmonisch aus­gebildeten Wechselstromsystems, dessen Leistungsfähigkeit und ökonomische Vortheile eine völlige Um­gestaltung in der Elektrotechnik herbeigeführt haben, indem die frühere Vorherrschaft des Gleichstromes immer mehr auf den Wechselstrom übergegangen ist.

Eine Aufzählung der besagten Erfindungen wäre zu weitläufig. Nur in Kürze wollen wir nebst der Herstellung wesentlich verbesserter Wechselstrommaschinen die Erfindung der pollosen Transforma-

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