Zeit angewendeten Imprägnirung des Holzes mit Kupfervitriol zugewendet. Das Verfahren empfahl sich durch Billigkeit und einfache Ausführung, die damit erzielten Resultate waren ausserdem von Anfang an so befriedigend, dass bis zum heutigen Tage in Oesterreich ausschliesslich nur diese Conservirungs- methode im Gebrauche steht. Mit Ausnahme der in einigen Ländern, namentlich in Tirol zum Einbau gelangenden Lärchensäulen werden alle übrigen Säulen vor ihrer Verwendung in besonderen Imprägnirungs- anstalten (Chantiers), von denen einige von Privatunternehmern, andere in staatlicher Regie betrieben werden, imprägnirt. Im Durchschnitte kostet das Verfahren 80 bis 90 kr. per Säule, womit die Ver­wendungsdauer der Säulen besonders ungünstige Bodenverhältnisse ausgenommen auf das Dreifache gegenüber dem nicht imprägnirten Holze erhöht werden kann.

Da in den Städten die offene Führung der Drähte durch die Strassen häufig auf lebhaften Wider­stand seitens der betheiligten Gemeinden stiess und die politische Lage in mehreren Kronländern den Bau von offenen Leitungen kaum rathsam erscheinen Hess, musste sich die Telegraphenverwaltung im Jahre 1849 mit der Frage der unterirdischen Leitungen eingehender beschäftigen. Unter Rücksichtnahme auf die in Preussen missglückten Versuche mit reiner Guttapercha entschied man sich hier behufs Erzielung grösserer Härte und Beständigkeit an der Luft für die Anwendung von mit Schwefel vermengter (vulcanisirter) Guttapercha, hinsichtlich welcher Methode in Preussen bei ausgedehnter Verwendung solcher Kabel an­geblich sehr günstige Erfahrungen Vorlagen. Unter diesen Umständen konnte die Ausführung grösserer unterirdischer Leitungen durchaus unbedenklich erscheinen, und wurden in Oesterreich am Schlüsse des Jahres 1850 etwa 1200 km Kabel der beschriebenen Type in Betrieb gesetzt. Der Erfolg entsprach jedoch nach kurzer Zeit den gehegten Erwartungen in keiner Weise, im Gegentheile war die Correspondenz auf diesen Linien sehr bald -ernstlichen Störungen unterworfen. Stellenweise Ausbesserungen, Einbetten der Kabel in Cement- und Ziegelcanäle, Eisenröhren u. s. w. erwiesen sich nur als Nothbehelfe, um den Zeit­punkt des gänzlichen Verfalles der Kabel hinauszuschieben. Unter dem frischen Eindrücke des sehr kost­spieligen Versuches und gegenüber den dringenden Bedürfnissen des Verkehres war damals an ein weiteres Experimentiren mit den unterirdischen Leitungen nicht mehr zu denken, und mussten die bestehenden Kabelleitungen bis zum Jahre 1852 wieder durch offene Leitungen vollständig ersetzt werden. Die Technik der Kabelfabrication gab jedoch trotz dieser Misserfolge die Sache nicht verloren, im Gegentheile, sofort, nachdem man erkannt hatte, dass der rasche Verfall lediglich durch die Beimischung des Schwefels zur Guttapercha verursacht wird, nahm man in England die Versuche, Kabel aus reiner Guttapercha herzu­stellen, neuerlich auf und gelangte auf diesem Wege schliesslich zu einem durchaus verlässlichen Kabel­materiale, mit welchem man in Deutschland alsbald wieder an die Ausführung unterirdischer Telegraphen­leitungen in grossem Maasstabe schritt. In unserem Vaterlande ergab sich dagegen später keine Gelegen­heit mehr, diesem Beispiele zu folgen. Das unterirdische Bausystem blieb fortan nur auf die Leitungen in grösseren Städten und durch längere Tunnels beschränkt. Hiezu wurden früher ausschliesslich eisen- armirte 3 - oder 7 aderige Guttaperchakabel, später auch Bleikabel der Type Berthoud-Borei, deren Drähte von mit Isolirmasse getränkter Jute umgeben sind, in neuerer Zeit auch Bleikabel mit Papierisolation, deren Bedeutung für Zwecke der Telephonie im Folgenden ausführlicher besprochen werden soll, verwendet. Namentlich mit den letztgenannten Kabeln erzielte man ebenso gute Erfolge mit wesentlich geringeren Kosten.

Die Kabel werden meist in mit einer Mischung von Holztheer und Sand gefüllte Lärchenholz­schläuche gelegt oder blos in Sand gebettet und durch eine Lage von Ziegeln gegen mechanische Angriffe geschützt.

Unter den ausgedehnteren Kabelanlagen sind jene von Wien und Prag hervorzuheben. Von den in Oesterreich bestehenden zahlreichen Tunnelleitungen ist wohl die interessanteste jene, welche durch den io '3 km langen Arlbergtunnel führt und die wichtigsten internationalen Verbindungen nach der Schweiz und nach Frankreich enthält. Da der ursprünglich 1884 für die Bettung der Kabel eingelegte Schlauch aus getheertem Lärchenholz den chemischen Einflüssen der Tunnelluft auf die Dauer nicht Widerstand leisten konnte und die continuirlichen, in einem so langen und von Zügen frequentirten Tunnel sehr erschwerten Arbeiten alljährlich namhafte Kosten verursachten, wurde 1893 durch den Tunnel behufs solider Lagerung der Kabel ein Canal aus Bruchsteinen mit Cementmörtel gemauert. Technisch wichtig ist die bei dieser Gelegenheit gemachte Beobachtung, dass die fast 10 Jahre liegenden Guttaperchakabel

Die Gross-Industrie. III. 3o

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