Zeichen auf dem Papierstreifen entweder eindrückt (Reliefschreiber) oder mit blauer Farbe registrirt (Farbschreiber).

Bei grossen Entfernungen wird die Leitung durch einen Translator untertheilt, indem der von der gebenden Station entsendete Strom den in der Untertheilungsstation aufgestellten Translator be- thätigt und der letztere das Zeichen in den zweiten Leitungstheil weitergibt.

Den Morse-Apparat zu duplexiren ist zwar, wie bereits oben angedeutet wurde, anstandslos möglich, es hat aber diese Anordnung insoferne wenig Werth, als der einfache Hughes-Apparat die Leistung des Morse-Duplex übertrifft. Die nebst dem Morse- am meisten verbreiteten Hughes- Apparate arbeiten seit ungefähr 3o Jahren fast auf sämmtlichen internationalen Leitungen und auf den stärker belasteten Reichslinien mit bestem Erfolge. Bei diesem Systeme werden die zu befördernden Mittheilungen mit durchaus gleichförmiger, von der Willkür des Telegraphisten fast unabhängiger und dabei sehr bedeutender Schnelligkeit expedirt und dem Adressaten in vom Apparate selbst gedruckten Lettern (Typendruck) geliefert. Jeder Buchstabe, dessen Bildung in der Morseschrift durchschnittlich drei aufeinander folgende Zeichen fordert, wird hier immer durch eine einzige Strommission zum Ab­druck gebracht. Der sinnreich erdachte Apparat ist trotz seiner anscheinend complicirten Construction ausserordentlich dauerhaft; sein zweckentsprechender Gebrauch ist aber erst durch längere Uebung zu erlernen.

In grossen Stationen, wo viele Hughes-Apparate permanent im Betriebe stehen, ist der Umstand lästig, dass jeder einzelne Apparat von einem 5070 kg schweren Gewicht angetrieben wird, welches nach je zwei Minuten vom Beamten aufgezogen werden muss. Abgesehen davon, dass das continuir- liche Aufziehen eines so schweren Gewichtes ermüdend wirkt, wird auch die ganze Umgebung des Apparatsaales infolge der vibrirenden Bewegung der Gewichte in sehr merkbarem Grade erschüttert. Den ersteren Uebelstand zu beseitigen, wurde in mehreren Verwaltungen ein automatischer Gewichts­aufzug mittelst Elektromotoren eingeführt. In letzter Zeit ist es in Wien gelungen, den Hughes-Apparat direct, ohne Vermittlung eines Gewichtes, von einem geeigneten Motor zu betreiben und damit alle mit dem Gewichtsantrieb verbundenen Nachtheile mit einem Schlage gänzlich zu beseitigen.

So leistungsfähig selbst schon der einfache Hughes-Apparat ist, konnte er doch auf die Dauer den hochgespannten Forderungen des Verkehres nicht genügen, und wurden frühzeitig Versuche unter­nommen, für dieses Apparatsystem eine verlässliche, auch auf längeren Leitungen brauchbare Duplex­schaltung zu ersinnen. Seit 1893 bewährt sich eine die ursprünglich von Teufelhart angegebene Methode verbessernde Schaltung von Di sch er und Wämser bis zu 500 km recht gut. Diese Duplex­methode ist seither auf den nach Budapest, Prag, Lemberg und Triest führenden Leitungen im regel­mässigen Betriebe. Endlich wurde auf der Wien Pariser Leitung im Jahre 1896 ein Baudot-Duplex und damit neuerdings die schon einmal aufgegebene absatzweise Multiplextelegraphie eingeführt. Dieses Princip lag nämlich auch dem 18741886 in Wien und Prag aufgestellten Meyerschen Multiplex und dem 1878 als Vierfachapparat zwischen Wien und Prag und als Sechsfachapparat zwischen Wien und Budapest probeweise verwendeten Granfeldschen Hughes - Perfector zu Grunde. Während bei der früher erwähnten gleichzeitigen Multiplextelegraphie die zur Hervorbringung der telegraphischen Zeichen entsendeten und ankommenden Ströme wirklich gleichzeitig die Leitung durchlaufen, werden die Ströme bei der absatzweisen Vielfachtelegraphie, wie beim einfachen Arbeiten, nur nacheinander in die Leitung entsendet. Erstere Methode stellt daher die elektrische, letztere die mechanische Lösung des Problems der Mehrfachtelegraphie dar.

Der Vollständigkeit halber muss noch erwähnt werden, dass, während auf den im staatlichen Betriebe stehenden Kabeln mit Morse- und Hughes-Apparaten gearbeitet wird, auf dem der Eastern Telegraph Cie. gehörigen Kabel TriestCorfu der Syphon-Recorder in Verwendung steht; es ist dies ein äusserst empfindlicher Apparat, welcher die schwachen, zeichengebenden Ströme in Form einer Wellenlinie als «Recordschrift» auf dem Papierstreifen registrirt.

Die Zunahme des telegraphischen Verkehres machte in grossen Städten bald besondere Ein­richtungen erforderlich, um die Aufgabe und Zustellung der nach auswärts aufgegebenen, beziehungs­weise aus der Ferne einlangenden Depeschen zu erleichtern. Die früher allgemein und jetzt noch in

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