Bronzedraht von i'2 51*5 mm Stärke ersetzt werden. In Oesterreich wurde für Telephonzwecke seit jeher nur Bronzedraht verwendet.

Sehr wichtig für die Anlage ist die Führung der einzelnen Leitungstracen. Zumeist wird auf dem Gebäude, in welchem die Centrale untergebracht ist, ein Centralständer oder in grösseren Netzen ein Einführungsthurm errichtet, von welchem aus die Hauptstränge auf Doppel- und einfachen Ständern ausstrahlen und sich dann in die auf Dachreitern und Mauerträgern befestigten Seitenstränge verästeln. Ein sehr schönes Beispiel für einen grösseren Einführungsthurm bietet das auf dem k. k. Post- und Telegraphengebäude in Graz aufgestellte Object.

Auf den Säulen der Dachständer sind ausser den Sprechleitungen noch Blitzdrähte gespannt. Jeder zweite oder dritte Ständer besitzt eine eigene Erdleitung, deren oberste Saugspitze dem Blitzdrahte gegenübersteht. So sind alle Vorkehrungen getroffen, um jede Entladung atmosphärischer Elektricität unschädlich zum Abflüsse zu bringen. Die Erfahrung hat übrigens gelehrt, dass ein über die Stadt gespanntes Telephonnetz wie ein weit ausgedehnter Blitzableiter wirkt und daher nicht nur keine Gefahr für die Stadt involvirt, sondern im Gegentheile dieselbe eher vor Blitzschaden bewahrt. Es ist diese durch die Statistik nachgewiesene Thatsache um so begreiflicher, wenn man bedenkt, dass ein dichtes Netz von zu Blitzschutzvorrichtungen geführten Drähten die Ausgleichung vorhandener Spannungen ausserordentlich begünstigen muss.

Je näher die Abonnentenstationen aneinandergedrängt liegen, um so schwieriger wird es, vortheil- hafte Tracen ausfindig zu machen, um so beschwerlicher und kostspieliger wird aber auch die Instandhaltung solcher Netze. Diese Verhältnisse drängen immer mehr dazu, wenigstens die Hauptstränge unterirdisch zu verlegen, und kann die Maassregel jetzt mit verhältnismässig geringen Mitteln durchgeführt werden, seit in den Papierkabeln ein ebenso praktisches als wohlfeiles Material für unterirdische Telephon­leitungen gefunden wurde. Die modernen Telephonkabel enthalten bis zu 400 von Papier besonderer Qualität lose umwickelte Kupferdrähte, welche zum Schutz gegen das Eindringen der Feuchtigkeit in einer eventuell noch mit Eisenbändern armirten Bleiröhre eingeschlossen sind. Die eben beschriebenen Papier-Luftraumkabel zeichnen sich durch hohe Isolation und minimale Ladungscapacität, sonach durch Eigenschaften aus, welche für die Güte der Lautübertragung von maassgebendstem Einflüsse sind.

Das Leitungsnetz in Wien bestand schon vom Begänne an zum grössten Theile aus Kabelleitungen, und zwar sind jene, welche von der Gesellschaft ehemals gelegt worden sind, aus mit einer dünnen Schichte von Guttapercha umpressten und durch farbige Wollumspinnung isolirten Kupferdrähten zusammen­gesetzt, die in Strängen von 20 60 mit einem getheerten Juteband umwickelt sind. Die in mit Holz- theer ausgefüllten Lärchenholzschläuchen gebetteten Kabel sind entweder zu einem in die Façade eines Hauses versenkten Aufführungskästchen oder in den Sockel der in den Strassen aufgestellten gusseisernen Ueberführungssäulen geführt. Von den Klemmen der daselbst untergebrachten Blitzschutzvorrichtungen führen isolirte Drähte zum nächstgelegenen Mauerträger oder durch den Säulenschaft zu den Isolatoren, von wo die weitere Vertheilung der Leitungen über Mauerträger erfolgt. Jede Abonnentenleitung besteht im Kabel aus zwei Drähten, im oberirdischen Theile entweder auch aus zwei Drähten, oder es führt vom Aufführungsobject ein Draht zum Abonnenten, während der zweite im Objecte an Erde gelegt ist.

Nach Uebernahme des Netzes seitens der Staatsverwaltung wurde ein ganz anderes, den An­forderungen bezüglich der telephonischen Verständigung und der Betriebssicherheit besser entsprechendes System für den weiteren, 1896 begonnenen Ausbau der Anlage gewählt. Von nun an werden in Wien neue Leitungen nur mehr als Doppelleitungen gebaut. Nach Maassgabe der erfolgenden Anmeldungen werden auf günstig gelegenen staatlichen, städtischen und unter Umständen auch privaten Gebäuden Einführungsthürme für 120 Doppelleitungen, beziehungsweise 240 Drähte errichtet, von welchen aus die oberirdische Vertheilung mittelst Dachleitungen erfolgt. Von den Thürmen führen Papierkabel, welche in Sand gebettet und mit Ziegeln abgedeckt sind, zum Vermittlungsamte. Zum Schutze gegen die Ein­wirkungen der Starkströme sind in den Centralen sämmtliche Leitungen, auf den Thürmen und in den Stationen jene, welche Starkstromdrähte kreuzen, durch doppelpolige Platin-Schmelzsicherungen geschützt. Successive sollen auch die alten Kabel durch Papierkabel, die gesellschaftlichen Einführungskästchen und Ueberführungssäulen durch Aufführungsthürme und die Façadeleitungen durch Dachleitungen ersetzt werden.

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