Die Einrichtung der Centralstation muss so beschaffen sein, dass alle einmündenden Leitungen rasch und sicher mit einander combinirt werden können. Diese Aufgabe ist leicht zu lösen, so lange es sich um kleine Netze bis zu etwa ioo Leitungen handelt. Aber auch für den Fall hat sich die Form des in der Telegraphie üblichen Linienwechsels auf die Dauer nicht bewährt, und gieng man zu Umschalt­vorrichtungen, den sogenannten Klappenschränken, über, bei welchen die Verbindungen nicht durch Schienen und lose Stöpsel, sondern durch Stöpselschnüre bewirkt werden. Jede Leitung endigt in einer mit den erforderlichen Contacten versehenen Klinke. Die Verbindung zweier Leitungen geschieht nun derart, dass in die betreffenden Klinken zwei durch eine Leitungsschnur metallisch mit einander ver­bundene Stöpsel eingeführt werden. Bewegt ein Theilnehmer seine Inductorkurbel, so fällt die betreffende, an die Klinke angeschaltete Rufklappe in der Centrale. Die Telephonistin steckt nun den einen Stöpsel in die zur Klappe gehörige Klinke und schaltet durch Drücken der Sprechtaste ihren Sprechapparat in die Leitung. Hat sie den Wunsch des Abonnenten vernommen, so steckt sie den zweiten, zur selben Schnur gehörigen Stöpsel in die Klinke des gewünschten Abonnenten, ruft denselben durch Niederdrücken des Ruftasters und schaltet ihre Sprechgarnitur aus. Nun sind beide Abonnenten direct mit einander verbunden und ist eine sogenannte Schlussklappe in Brücke geschaltet. Fällt letztere bei Abgabe des Schlusszeichens, so löst die Telephonistin die Verbindung, indem sie die Stöpsel aus den Klinken herauszieht. Dieser Betrieb ist ebenso einfach als sicher bei ioo Abonnenten, kann aber mit den gleichen Klappenschränken noch befriedigend abgewickelt werden, solange nur 4, höchstens 5 solche Schränke nebeneinander im Betriebe stehen, vorausgesetzt, dass für die Verbindung der Schränke untereinander entsprechende Vorkehrungen getroffen werden.

Bei höherer Abonnentenzahl wird es jedoch immer schwieriger und schliesslich unmöglich, den Betrieb mit so relativ einfachen Mitteln aufrecht zu erhalten. Die vom Publicum noch immer nicht genügend gewürdigten Schwierigkeiten, in Centralen mit vielen Tausenden Abonnenten alle denkbaren Combinationen mit der gewünschten Präcision auszuführen, zu überwinden, gelang der Technik erst durch Einführung des Vielfachbetriebes. In Verfolgung dieses Zweckes wurden die Multiplexumschalter so complicirt, dass deren Construction die strengsten Anforderungen an die technische Ausführung stellt; dafür spielt sich aber der Betrieb heute auch in Centralen mit 10.000 und mehr Anschlüssen ebenso einfach und präcis ab wie in kleineren Netzen. Das Princip der Vielfachumschalter besteht darin, jede Telephonistin in Stand zu setzen, von ihrem Arbeitsplätze aus die ihr zur Bedienung zugewiesenen 50100 Abonnenten mit allen übrigen an die Centrale angeschlossenen verbinden zu können, ohne die Mitwirkung einer Collegin beanspruchen zu müssen. Zu diesem Behufe befindet sich vor jedem Arbeitsplätze und in einer von der Telephonistin erreichbaren Nähe eine die Klinken sämmtlicher Abonnenten enthaltende Tafel. Da die Dimensionen einer Tafel mit 6000 12.000 Klinken nicht jenen des Arbeitsplatzes entsprechen können, participiren mehrere Telephonistinnen an einer Tafel, wobei jedoch die Eintheilung der Klinken so getroffen sein muss, dass doch jede einzelne Klinke von jedem Arbeitsplätze aus bequem erreichbar ist. Weiters ist jeder Arbeitsplatz in ähnlicher Weise wie beim einfachen Klappenschrank mit Anruf- Schlussklappen, Localklinken und der entsprechenden Zahl von Connectoren ausgerüstet, und so ist leicht einzusehen, dass durch die Vielfachschaltung der Betrieb auch in grossen Centralen glatt vor sich gehen muss. Weil jede Leitung auf jeder Klinkentafel eine Klinke besitzt, muss der Telephonistin ein Mittel geboten werden, um erkennen zu können, ob die gewünschte Leitung frei oder auf einer anderen Tafel bereits besetzt, beziehungsweise der Abonnent eben in einem Gespräche begriffen ist. Ohne diese Bedingung wäre der Vielfachbetrieb einfach unmöglich. Durch verschiedene, sehr sinnreiche Schaltungen wird diese Prüfung der Leitung in der Art vorgenommen, dass die Telephonistin vor Ausführung jeder Verbindung die Klinke mit dem Stöpsel berührt. Hört sie bei dieser Berührung ein «Knacken» im Telephon, so ist das für sie ein Zeichen, dass die Leitung besetzt ist und daher der Stöpsel in die Klinke nicht eingesetzt werden darf. Andernfalls kann die Verbindung ohneweiters hergestellt werden. Die Zahl der Gespräche wächst mindestens im geometrischen Verhältnis mit der Zunahme der Abonnentenzahl, und es fallen in grossen Centralen während der verkehrsreichsten Stunden oft 6 8 Klappen gleichzeitig; deshalb ist das Hauptaugenmerk aller Constructeure darauf gerichtet, der Telephonistin die Arbeit bei Herstellung einer Verbindung möglichst zu erleichtern. In Anstrebung dieses Zieles werden bei den