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Das Wasser im alten und neuen Aegypten : Vortrag, gehalten am 17. Januar 1891 im Klub der Landwirthe zu Berlin / von Max Eyth.
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mehr verflacht, während die östliche, bis zum Mokkatam bei Cairo den Absturz eines sehr regelmäßigen wagerecht geschichteten Plateaus mit häufig senkrecht abfallenden Felswänden bildet. Das Gestein, im Süden der sogenannte nubische Sandstein, gegen Norden in Numulitenkalk über­gehend, überall ohne jegliche Spur von Vegetation, nackt und kahl, bildet im Osten die Felsenwüste, die Aegypten vom rothen Meere trennt, im Westen den Anfang der großen afrikanischen Sandwüste, welche den ganzen Kontinent bis an den atlantischen Ozean durchzieht. Bei Cairo treten die Berge zurück, das Land weitet sich zu einer gewaltigen grünen Ebene aus, welche die Form eines gleich­seitigen Dreiecks hat. Die östliche und westliche Grenze derselben bilden niedere dünenartige Sandflächen, jene die sogenannte arabische Wüste des Isthmus von Suez, diese die lybische. Die nördliche Grenze bildet der flache ver­sumpfte Küstenstreifen des mittelländischen Meeres. Die so gegebenen überaus einfachen Umrisse des Landes: der von Süd nach Nord sich erstreckende, lange, 6 bis 24 Kilo- meter breite Streifen des Nilthals und das sich anschließende Dreieck des Deltas zeigen nur an einer Stelle, 60 Kilometer oberhalb der Deltaspitze, eine kleine Unregelmäßigkeit, wo die oasenartige, durch einen Gebirgspaß mit dem Nilthal in unmittelbarem Zusammenhang stehende Provinz des Fahum in die westliche Wüste hineinragt.

Die großen Landstriche im Osten und Westen des Nilthals sind vollständig regen- und wafserlos. Kein ein­ziger Zufluß, nicht ein Büchlein rieselt von diesen Bergen dem Strome zu. Allem Anschein nach unbewohnt und unbewohnbar, bleibt es fast unerklärlich, wie die wandernden Beduinen, die sich von Zeit zu Zeit an der Grenze des bebauten Landes zeigen, ihr kümmerliches Dasein fristen. Das eigentliche Aegypten ist nichts weiter, als der vom