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einer glühenden Sonne jahraus, jahrein in alter Kraft und Frische erblüht.
Es ist nicht meine Absicht, Ihnen ein Bild der Landwirthschaft Aegyptens zu geben. Doch ist es unmöglich, von seiner Bewässerung zu sprechen, ohne dieselbe zu streifen, denn beide stehen in unzertrennlicher Wechselbeziehung. Der Fluß regelt in Aegypten die Jahreszeiten, nicht die Sonne; und so bestimmt auch das Wasser den landwirthschaftlichen Betrieb und dieser wieder die künstliche Wasserwirthschast, ohne welche alle ägyptische Kultur unmöglich gewesen wäre.
Denken Sie sich dieses Land in seinem von Menschen unberührten, natürlichen Zustand: eine gewaltige Fläche des fruchtbarsten Bodens, von einem 5 Meter unter dessen Oberfläche zwischen steilen Uferwänden hinziehenden Strom durchzogen. Dieser Strom überfluthet im August das ganze Land metertief und tritt im November in seine Ufer zurück, wobei er den Boden in feuchtem, weichen Zustande zurückläßt, in welchem er mit der größten Leichtigkeit vom Pflug bearbeitet werden kann. Dies dauert jedoch nur wenige Wochen, worauf die Erde sich rasch in eine tausendfach zerklüftete Masse von der Härte sonnengebrannter Backsteine verwandelt. Das befruchtende Naß sinkt tiefer und tiefer in den Untergrund, die glühende Sonne steigt höher und höher, bis im Juli eine neue Fluth das ganze Land abermals in einen See zu verwandeln droht.
Viele taufende von Hektare ägyptischen Bodens sind noch heute in diesem Zustand. Emsig wird im November und Dezember das feuchte Land bestellt; meist mit Weizen, der im März geerntet wird. Dann kommt die zweite Bestellung mit Gemüsen aller Art, hauptsächlich aber mit Dura, welche vom März bis Juli mittelst der uralten Wasserhebemaschinen bewässert werden und Ende Juli eingeheimst sein müssen, um der kommenden Fluth Platz zu machen.