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Das Wasser im alten und neuen Aegypten : Vortrag, gehalten am 17. Januar 1891 im Klub der Landwirthe zu Berlin / von Max Eyth.
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Keine perennirende Pflanze, keine solche, die zu ihrem Reifen mehr als die so gegebenen 8 Monate bedarf, sind aus diesem Lande möglich, und so war seit urältesten Zeiten ein System der Eindämmung das erste Ersorderniß des

^ landwirthschaftlichen Betriebes. Von diesem und den noch jetzt üblichen Gerathen zum Heben des Wassers finden wir denn auch in den bunten Gräbern der alten Aegypter hundertfältige bildliche Spuren, und in Wirklichkeit Dämme und Kanalanlagen über die Oberfläche des ganzen Landes verbreitet, die zeigen, daß wir in dieser Beziehung die Ver­hältnisse von 3000 Jahren v. Chr. nicht hinter uns ge­lassen haben.

' Ganz Aegypten war in wirtschaftlicher Beziehung unzweifelhaft schon damals eingetheilt in was ich mir erlaubeBecken" zu nennen: Flächen, welche je nach den eigenthümlichen örtlichen Verhältnissen, Niveauschwankungen, Dorfgemeinschaften rc. 2500 bis 25000 Hectar enthielten, und rings von einem hohen Damm umschlossen waren. In Oberägypten laufen zwei dieser Grenzdämme jedes Beckens von Süd nach Nord, parallel mit Nilufer und Wüstenrand, zwei von Ost nach West, die aufeinander­folgenden Becken untereinander trennend (siehe die Skizze No. 4). Die letzteren hatten, vom Flußufer ausgehend, im all­gemeinen eine etwas gegen Süden, d. h. thalaufwärts, strebende Richtung, so daß, wenn wir als Beispiel eines der größeren west­lichen Becken betrachten, der tiefste Punkt des Beckens sich zwar immer noch in dessen nordwestlicher Ecke befand, jedoch nicht so tief lag, als er gewesen wäre, wenn die Querdämme senk­recht zur Thalrichtung gezogen worden wären. Der höchste Punkt des Beckens war naturgemäß die südliche Ecke un­mittelbar am Nilufer. Hier befand sich der Eintrittspunkt eines Bewässerungskanals, der das Nilwaffer in ein System von Kanälen führte, welche innerhalb des Beckens große