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und kleine Felder bildete, die wiederum durch Dämme untereinander getrennt waren. Es ist klar, daß in dieser Weise während der Nilüberschwemmungen das ganze Becken sowie die einzelnen Feldstücke jederzeit unter Wasser gesetzt oder auch vor Ueberschwemmung geschützt werden konnten. Dadurch war die Möglichkeit geschaffen, Kulturgewächse zu bauen, ohne an die Ueberschwemmuugszeiten gebunden zu sein.
Das in ein Becken eingetretene Wasser kann nicht nur in das nächste, niedriger gelegene abgelassen werden; zu diesem Zweck wird in Mittelägypten auch der am Wüften- rand entlanglaufende, hochinteressante Josephskanal benutzt, dessen Entstehung in die urältesten Zeiten ägyptischer Kultur zurückreicht. So ist es möglich, ein Becken 3- bis 4-mal während einer Ueberschwemmungsperiode zu füllen, die Niederschlüge des reichen Nilwassers sich jedesmal setzen und das klare, wie die Araber es nennen „arme" Wasser ablaufen zu lassen. Auf diese Weise läßt sich in bestimmten Jahren in jedem Felde eine raschere Erhöhung des Grundes und namentlich eine reichere Düngung des Bodens vornehmen, als dies der natürliche Verlauf der Dinge mit sich bringen würde. Zugleich ergiebt sich aus dem Gesagten, um darauf zurückzukommen, die Unmöglichkeit, aus der Dicke der angeschwemmten Erdschichten an irgend einem Punkte des kultivirten Aegyptens auf das Alter der etwa darunter begrabenen Culturreste zu schließen.
So erscheint Oberägypten von Assuan bis Kairo als ein Schachbrett von zwei Reihen von Becken, von denen jedes für sich, unabhängig von dem anderen, während der Fluthzeit mit dem Nilwasser wirthschaftet, wie es ihm beliebt. Auch im Delta setzt sich diese Einrichtung fort. Dort schließen sich die Becken theils an die zwei Nilarme, theils an die Hauptbewässerungskanäle an, die vom August