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um die verschiedenen Becken zu speisen, sind zahllose Spuren in allen Richtungen zu verfolgen. Viele der Hauptkanäle dienen noch heute unter arabischen Namen den alten Zwecken. Dagegen war das größte wasserwirthschaftliche Wunder der ältesten Zeit spurlos verschwunden.
Herodot sagt darüber, im 2. Buch seines Geschichts- und Reisewerks:
„Welch' gewaltiges Werk auch das Labyrinth ist, so stellt sich der sogenannte Mörissee, nach welchem dieses Labyrinth erbaut ist, als ein noch größeres Wunder dar. Denn sein Umsang beträgt 3600 Stadien (d. h. 666 Kilom.), gerade so viel als die Küstenstrecke Aegyptens selbst. Seine Tiefe ist 50 Klafter (80 Met.) und er ist von Händen gemacht. Mitten im See sind 2 Pyramiden, jede 60 Klafter über das Wasser hervorragend, auf deren Spitze sich ein thronender Steinkoloß befindet. Das Wasser des Sees kommt nicht aus der Erde, sondern ist durch einen Kanal vom Nil aus hingeleitet. 6 Monate lang fließt es landeinwärts, 6 Monate lang fließt es wieder heraus, in den Nil zurück. Während es herausfließt, bringt es an Fischen täglich ein Silbertalent (4700 Mk.), während es hineinfließt, nur 20 Minen. Da ich nirgends den aus dem Kanal entfernten Schutt sah, frug ich die Umwohner. Man sagte mir. die Aegypter trugen den Schutt in den Nil, der ihn weiterführte. Auf diese Weise soll der See hergestellt worden sein."
Hier haben wir eine schlichte, klare Schilderung der großartigsten Bewässerungsanlage, welche die Welt je gesehen hat. Wenn Sie beachten, daß der Nil während der Hoch- fluthsmonate (voni August bis November) 580—950 Millionen Kubm. (das 4—6fache des Rheins) bringt, in der Frühlingszeit bei stetiger Abnahme 136 bis 61 Millionen, in der bewässerungsbedürftigen Sommerszeit nur 35 bis