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Das Wasser im alten und neuen Aegypten : Vortrag, gehalten am 17. Januar 1891 im Klub der Landwirthe zu Berlin / von Max Eyth.
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40 Millionen, welche letztere für die Bewässerung des Deltas nur zur Hälfte ausreichend sind, so bedarf die riesenhafte Bedeutung des Mörissees mit seinem Umfang von 666 Kilom, und seinem Flächeninhalt von 686 ffftKilom., mit einer zur Bewässerung verwendbaren, jedes Jahr sich erneuernden Wassermasse von 5000 Mill. Cubm. fast keines Wortes weiterer Erklärung.

Und dieses Riesenwerk ist spurlos verschwunden. 180 Jahre v. Chr. deutete die Weltkarte des Ptolemäus sozu­sagen zum letztenmale den Mörissee an. Die Gelehrten der französischen Expedition unter Napoleon suchten ihn im Briket el Kerun, der die überschüssigen Wasser des Fayums sammelt. Die Hypothese ist jedoch ganz unhaltbar, da ein Zurückstießen des Wassers aus dem tief gelegenen Kerunsee nach dem Nilthal ganz unmöglich ist. Linant Bey, Mo- hamed Ali's französischer Minister der öffentlichen Arbeiten, fand am Eingang des Fayums alte Dämme, die er für die Reste der User des Mörissees ansah. Die Größe des hiernach angedeuteten Wasserbeckens entspräche jedoch nicht entfernt den Angaben Herodots. Es hätte einen Umfang von 75 Kilom., eine Fläche von 157 ffff Kilom. und eine Tiefe von nur 2 Meter gehabt. Lepsius, sowie alle neueren Aegyptologen schloffen sich bisher nothgedrungen der Theorie Linants an. Der gute Herodot hatte sich wieder einmal ein X für ein U machen lassen. Der Mörissee blieb vor­läufig ein unaufgeklärtes Räthsel.

Zur Zeit der Griechen und Römer ging Aegypten bei aller materieller und geistiger Blüthe seinem Zerfall ent­gegen. Der Mörissee verschwand und war bald vollständig vergessen. Einen neuen Aufschwung nahm die Wasserwirth­schaft zur Glanzzeit der Araber, die von Spanien bis Indien für dieselbe ein merkwürdiges Verständniß bekundeten. Noch jetzt trifft man überall aus spitzbogenförmige Brücken